Nachruf auf Alfred Heer (1961–2025)
- Patrick

- 20. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Am 18./19. September 2025 ist Alfred «Fredi» Heer in Zürich verstorben. Mit ihm verliert die Schweiz eine markante Persönlichkeit des politischen Lebens, die über viele Jahre hinweg das Bundeshaus prägte, aber auch ein Mensch, der seine Herkunft und Familiengeschichte mit spürbarem Stolz lebte.
Alfred Heer wurde 1961 in Zürich geboren und wuchs dort auf, sein ursprünglicher Heimatort jedoch war Glarus. Gerade diese Verbindung zu den Glarner Bergen und zu seiner Familiengeschichte wurde für ihn im Laufe der Jahre zu einer Herzensangelegenheit. Über das Landesarchiv in Glarus trat er mit mir in Kontakt, um mehr über seine Wurzeln zu erfahren. Ich durfte ihm helfen, Lücken in seinem Stammbaum zu schliessen und genealogische Zusammenhänge zu erklären. Für ihn war das ein Schlüsselerlebnis: Er war begeistert davon, wie sich plötzlich Linien und Verbindungen auftaten, die ihm bisher verborgen geblieben waren.
Von da an begann er, Ratskollegen und Freunde mit Glarner Familiennamen gezielt anzusprechen und fragte mich oft, ob sich eine Verbindung zu deren Familien herstellen liesse. Es war mir stets eine Freude, ihm diese Brücken aufzeigen zu können – und für ihn war es jedes Mal ein grosser Moment, wenn er seine Abstammung in neuen Facetten entdecken durfte. Sein Stolz auf seine Glarner Herkunft war tief und aufrichtig, und es berührte ihn sichtbar, Teil einer langen, lebendigen Geschichte zu sein.
Sein politisches Engagement begann auf lokaler Ebene. Von 1994 bis 1998 war er Mitglied des Gemeinderats der Stadt Zürich, anschliessend von 1995 bis 2008 Kantonsrat im Kanton Zürich. Schon früh machte er sich einen Namen als gradliniger, kämpferischer Politiker, der die Anliegen seiner Partei und Wählerschaft mit Nachdruck vertrat. 2007 folgte der Schritt auf die nationale Bühne: Bei den Eidgenössischen Wahlen wurde Alfred Heer in den Nationalrat gewählt, dem er seither ohne Unterbruch angehörte.
Sein Wirken beschränkte sich nicht auf die Rolle des Nationalrats. Von 2009 bis 2016 stand er der Zürcher SVP als Präsident vor und führte die Kantonalpartei durch bewegte Jahre. Im Bundeshaus engagierte er sich unter anderem in der Geschäftsprüfungskommission und der Geschäftsprüfungsdelegation, wo er auch das Präsidium übernahm. Zudem vertrat er die Schweiz ab 2011 in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, wo er zeitweise als Vizepräsident und Präsident der Schweizer Delegation tätig war. Seine Schwerpunkte lagen insbesondere in den Bereichen staatliche Unabhängigkeit, Migration, direkte Demokratie und in der kritischen Kontrolle der Bundesverwaltung.
Alfred Heer war bekannt für seine klare, oft pointierte Sprache. Er scheute die Auseinandersetzung nicht und suchte die Debatte – stets getragen von der Überzeugung, dass Politik klare Standpunkte und eine konsequente Haltung brauche. Gleichzeitig hatte er aber auch eine sehr persönliche Seite: Die Freude über seine Ahnen, das Entdecken von Zusammenhängen und das Gespräch über Herkunft und Identität waren für ihn ein Ausgleich zum politischen Alltag.
Mit seinem Tod verliert die Schweiz einen Politiker, der nicht nur durch sein Engagement im Bundeshaus Spuren hinterlässt, sondern auch durch seine Leidenschaft für Geschichte und Herkunft. Alfred Heer war ein Zürcher durch und durch, der zugleich die Glarner Wurzeln mit Stolz in sich trug und pflegte. Sein Andenken bleibt lebendig – als streitbarer Nationalrat, als engagierter Vertreter seiner Partei und als Mensch, der in der Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte Sinn, Freude und vielleicht auch ein Stück Ruhe fand.



Kommentare