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Huldrych (Ulrich) Zwingli

Biografie

(Quelle: Wikipedia)

Geburt und Ausbildung (1484 - 1506) 

Ulrich Zwingli wurde als Sohn des Bauern und Ammanns Johann Ulrich Zwingli (1454–1513) und der Margaretha Bruggmann (um 1458–1519), verwitwete Meilin, die in zweiter Ehe mit Zwingli verheiratet war, als drittes Kind seiner Eltern geboren. Sein Geburtshaus ist heute als Museum eingerichtet.

Zwingli hatte mindestens neun Geschwister. Bereits im Alter von sechs Jahren verliess Zwingli sein Heimatdorf und lebte während der nächsten vier Jahre als Schüler bei seinem Onkel, dem Dekan Bartholomäus Zwingli, in Weesen. 1494 wechselte er an die Lateinschule in Basel und später an die Lateinschule in Bern. Wegen seiner grossen Musikalität hätten ihn dort die Dominikaner gern in ihr Kloster aufgenommen, doch sein Vater war dagegen.

So verliess Zwingli 1498 Bern und begann als Fünfzehnjähriger sein Studium an der Universität Wien; dort immatrikulierte er sich als «Vdalricus Zwinglij de Glaris». Er studierte an der Artistenfakultät, wo er nach dem damals üblichen Studiengang eine Art Grundausbildung in den Sieben freien Künsten (septem artes liberales) erhielt. Im Sommersemester 1500 trat er noch ein zweites Mal, diesmal als «Vdalricus Zwingling de Lichtensteig», in Wien in Erscheinung.

Unter der gleichen namentlichen Bezeichnung findet er sich dann 1502 an der Universität Basel und sein eigentliches Theologiestudium begann. Von 1502 bis 1506 studierte er dort und schloss mit dem Titel Magister artium ab. Nach dem Magisterexamen studierte er noch sechs Monate Theologie und wechselte danach wie viele seiner Zeitgenossen ohne abgeschlossenes Theologiestudium in die kirchliche Praxis. Im September 1506 wurde Zwingli zum Priestergeweiht.

Pfarrer in Glarus (1506–1516) 

Im Spätsommer 1506 wurde Zwingli als «Kirchherr» zum leitenden Pfarrer in Glarus gewählt. Am 21. September 1507 erfolgte mit einem feierlichen Essen die Einführung in sein Amt. Es gab wohl verschiedene Gründe, weshalb gerade der 22-jährige Magister berufen wurde. Zum einen dürfte Zwingli ihnen empfohlen worden sein. Zum anderen wollten die Glarner ihren Priester selber wählen und nicht den Vorschlag des Bischofs von Konstanz übernehmen. Eigentlich sollte nämlich der einflussreiche Zürcher Chorherr der Probstei Zürch Heinrich Göldi (1496–1552) die einträgliche Pfründe, d. h. die Einkünfte der Pfarrei vom Bischof erhalten. Göldi hatte auch schon eine beträchtliche Summe nach Konstanz überwiesen. Göldi wäre damit Inhaber der Pfründe und formell Pfarrer von Glarus geworden, doch er wollte nicht nach Glarus umziehen, da er die Stelle und ihre Einkünfte lediglich als eine Geldanlage betrachtete. Die Glarner waren aber nicht an einem Pfründenjäger interessiert, weshalb sie dringend einen eigenen Kandidaten brauchten, den sie in Zwingli fanden. Nach der Wahl Zwinglis wurde es für Göldi schwierig, das Pfarramt gegen den Willen der Glarner zu übernehmen. Um nicht leer auszugehen, verlangte Göldi eine hohe Abfindung. Zwingli musste dazu bei den Glarnern Geld aufnehmen, und die Abzahlung des Kredits machte ihm noch lange zu schaffen. 

Bei der Kreditvergabe zeigten sich die Glarner durchaus grosszügig. Etwas weniger entgegenkommend scheinen sie beim Pfarrhaus gewesen zu sein; dessen Unzulänglichkeiten waren den Glarnern offenkundig bewusst. Als Zwingli 1516 um die Entlassung bat, versprachen sie ihm, wenn er bleiben würde, ein besseres Pfarrhaus zu bauen.

Die Glarner Pfarrei umfasste mehrere Dörfer, neben Glarus  RiedernNetstalEnnenda und Mitlödi. Der Hauptort umfasste mit Riedern zusammen rund 1300 Einwohner. Für die geistliche Versorgung war Zwingli zusammen mit drei oder vier Kaplänen zuständig. Über die Tätigkeit Zwinglis in Glarus ist wenig bekannt. Die wenigen Zeugnisse lassen keine Kritik an der Kirche erkennen. Er las die Messe und erteilte die Absolution. 1512 schrieb er an Papst Julius II. und bat um Ablass für die Glarner. Zwingli war auch Feldprediger und nahm von 1512 bis 1515 an den Feldzügen der Italienischen Kriege, insbesondere an der Schlacht bei Marignano, der Glarner für den Papst gegen die Franzosen in der Lombardei teil.

Der Bauernsohn Zwingli scheint sehr volksverbunden gewesen zu sein. Im Laufe der Zeit lernte er wohl alle seine Kirchgenossen kennen. Zu einzelnen Familien hatte Zwingli mehr als nur offiziellen Zugang gefunden. So übernahm der Geistliche die Patenschaft für verschiedene Kinder. Zwinglis ungebrochene Kirchlichkeit zeigt sich auch im Bestreben, einen angeblichen Splitter des Kreuzes Christi nach Glarus zu holen, das ihm gelang. Um den Splitter würdig aufzubewahren, musste die alte Glarner Pfarrkirche erweitert werden. Auch dafür setzte sich Zwingli mit Erfolg ein. 1510 wurde die Kreuzkapelle angebaut, die ihren Namen von diesem Kreuzsplitteerhielt. Die Glarner sprachen aber noch lange von der Zwinglikapelle und nicht von der Kreuzkapelle.

In den Glarner Jahren bildete sich Zwingli intensiv fort. Mit grossem Eifer studierte er viele Werke der antiken Klassiker und die Kirchenväter. Ausserdem lernte er Griechisch und konnte so den Urtext des Neuen Testaments lesen, den Erasmus von Rotterdam 1516 in einer kritischen Edition veröffentlicht hatte. Durch den Humanisten Erasmus lernte Zwingli, einen anderen Sinn in den biblischen Texten zu suchen und zu erkennen. Dadurch fand er einen neuen, für ihn befreienden Zugang zur Heiligen Schrift. Trotz der Abgeschiedenheit des Bergtales Glarus stand Zwingli in regem Kontakt mit den Gelehrten seiner Zeit und war dadurch stets unterrichtet über das Erscheinen neuer Bücher. Zwingli besass am Ende seiner Glarner Zeit die damals bedeutende Zahl von über 100 Büchern.

Zwingli wollte sein Wissen weitergeben. Auf seine Veranlassung stimmte die Landsgemeinde 1510 der Gründung einer Lateinschule zu. Auf dieser höheren Schule konnten die Knaben Grundkenntnisse in Latein erwerben und mussten nicht eine auswärtige Schule besuchen. Zwingli wurde zum Lehrer gewählt. Zu Zwinglis Schülern gehörten eine Reihe bedeutender Glarner: Valentin Tschudi, Zwinglis Nachfolger in Glarus, Aegidius Tschudi, Chronist und Politiker, und vermutlich auch Fridolin Brunner, der spätere Reformator des Landes Glarus.

In der glarnerischen und eidgenössischen Politik Anfang des 16. Jahrhunderts wurde heftig gestritten, ob mit dem Papst, dem Kaiser oder mit den Franzosen zusammengearbeitet werden sollte. In Glarus ging es konkret vor allem darum, in wessen Dienste die jungen Glarner als Söldner treten sollten. Zwingli stellte sich stets auf die Seite des Papstes, worauf sich dieser mit einer stattlichen päpstlichen Pension von 50 Gulden erkenntlich zeigte. Zwingli, der als Feldgeistlicher der etwa 500 Schweizer Soldaten dabei war, mahnte in einer Predigt am 7. September 1515 in Monza zur Einigkeit. Im Oktober 1515, nach der für die Schweizer vernichtenden Niederlage gegen die Franzosen in der Schlacht bei Marignano, endete die eidgenössische Grossmachtpolitik. Danach vereinbarten die Franzosen mit den Eidgenossen im "ewigen Frieden" von 1516 im Tausch gegen deren letzte Eroberungen im Herzogtum Mailand und dort weiterer Nichteinmischung ein ökonomisch vorteilhaftes Soldbündnis und einen schliesslich bis zum Franzoseneinfall von 1798 währenden vorteilhaften Frieden. Zwingli votierte dagegen und unterstützte weiterhin den Gegenspieler der Franzosen, den Papst. In Glarus wie auch in der Eidgenossenschaft schlug die Stimmung zugunsten der Franzosenpartei um. Die Stellung des päpstlichen Parteimanns und Propagandisten Zwingli wurde deshalb unhaltbar.

Zwingli musste 1516 trotz grossen Rückhalts in der Bevölkerung weichen und wurde für drei Jahre beurlaubt.

Leutpriester in Einsiedeln (1516–1519)

1516 berief Diebold von Geroldseck Zwingli als Leutpriester und Prediger in das als Wallfahrtsort berühmte Kloster Maria-Einsiedeln, wo er am 14. April 1516 antrat. Angesichts der dortigen Missbräuche der Volksfrömmigkeit begann er, wider Wallfahrten und andre Missbräuche und wider den seit 1518 in der Schweiz wirkenden päpstliche Ablassprediger Bernhardin Samson zu predigen. Er forderte sogar die Bischöfe zu Sitten und Konstanz auf, die Kirche nach Anleitung des göttlichen Wortes zu verbessern. Zu gleicher Zeit trat er aber auch aufgrund seiner Erfahrungen beim Italienfeldzug gegen die Demoralisation des Volkes durch das so genannte Reislaufen an, wie die Kriegsdienste der Schweizer in fremdem Sold damals genannt wurden. Als Konsequenz seiner Beteiligung am Krieg in der Lombardei übernahm er Erasmus’ Überzeugung: «Der Krieg erscheint den Unkundigen als süss» – «Dulce bellum inexpertis», ein Satz, den Zwingli sich in seiner Sprichwörterausgabe des Erasmus von Rotterdam anstrich. 

Nach Glättung der Wogen, derentwegen Zwingli Glarus hatte verlassen müssen, hätte er das dortige Pfarramt wieder übernehmen sollen; doch er entschloss sich 1519, stattdessen eine Berufung an das Zürcher Grossmünster anzunehmen. Die intensiven Studien und seine Erfahrungen in Glarus wie auch in Einsiedeln hatten den bis dahin sehr kirchentreuen Priester verändert. Die Entwicklung, die in Glarus begonnen hatte, führte Zwingli in neue Bahnen, und er wurde zu einem scharfen Kritiker der damaligen kirchlichen Zustände.

Leutpriester am Grossmünster in Zürich (1519–1531)

Da die Zürcher Regierung wie Zwingli gegen das Söldnerwesen war, verschaffte ihm diese Haltung das einflussreiche Amt als Leutpriester am Grossmünsterstift in Zürich, das er am 1. Januar 1519 antrat. Das Grossmünsterstift war damals nach der Kathedrale das angesehenste geistliche Stift im Bistum Konstanz. In seinen kunstlosen, aber klaren, allgemein verständlichen Predigten legte er fortlaufend die Evangelien aus. Das Volk und der Rat von Zürich liessen sich davon überzeugen. Sämtliche Prediger in Stadt und Land wurden 1520 von der Obrigkeit angewiesen, das Evangelium gemäss Zwinglis Auslegung zu predigen.

Im Jahr 1519 brach eine Pestepidemie in Zürich aus, die auch Zwingli im September des Jahres befiel. Er überlebte die Krankheit, war aber noch ein Jahr lang geschwächt. Die Krankheitserfahrung regte ihn zum Schreiben von Gedichten und Liedern an und soll auch sein Gottesverständnis geprägt haben, da er seine Genesung auf Gottes Wirken zurückführte. 

1522 veröffentlichte Zwingli seine erste reformatorische Schrift gegen das Fasten der römischen Kirche: Von Erkiesen und Freiheit der Speisen. Dieses Werk schrieb er aus Anlass des Fastenbrechens bei Christoph Froschauer. Zwingli selbst war beim „Wurstessen“ anwesend, aber nicht beteiligt. Mit der Schrift rechtfertigte er das Handeln, da das Fastenhalten gegen den christlichen Glauben verstosse. An den Bischof von Konstanz sandte er ein ebenso bescheidenes wie nachdrückliches Bittschreiben, in welchem er und zehn seiner Genossen erklärten, dass sie «mit Gott fest entschlossen seien, das Evangelium ohne Unterlass zu predigen», und in dem sie um Aufhebung des Zölibats nachsuchten. Damals bemühte sich Papst Hadrian VI. noch, Zwingli durch einen die Frömmigkeit des Reformators anerkennenden Brief von weiteren Schritten gegen die katholische Kirche abzuhalten.

Mit dem Land Glarus blieb Zwingli weiterhin intensiv verbunden. Mit verschiedenen Personen korrespondierte er auch weiterhin als Zürcher Pfarrer. Die Hauptschrift Auslegen und Gründe der Schlussreden von 1523 widmete er dem Landsgemeindekanton. Am 12. Oktober 1522 predigte Zwingli sogar noch einmal in der Pfarrkirche Glarus anlässlich der Primiz seines ehemaligen Schülers Valentin Tschudi. In dieser Predigt wurde die Veränderung Zwinglis deutlich. Was er früher den Glarnern gepredigt habe, so sagte er, sei nicht die Wahrheit gewesen. Die Glarner sollen davon Abstand nehmen. Zwingli distanzierte sich von seiner Verkündigung in den Glarner Jahren 1506 bis 1516.

Die drei Zürcher Disputationen (1523/1524)

Als die Dominikaner in Zürich Zwingli Ketzerei vorwarfen, lud der Grosse Rat alle Theologen, die Zwingli der Ketzerei überführen könnten, auf den 29. Januar 1523 zur ersten Zürcher Disputation über die von Zwingli aufgestellten Thesen ein. Etwa 600 geistliche und weltliche Personen fanden sich dazu in Zürich ein. Da die Abgeordneten des Bischofs von Konstanz, namentlich Johann Faber, gegen Zwinglis Thesen nur die Autorität der Tradition und der Konzilien geltend zu machen wussten, erkannte der Rat von Zürich Zwingli den Sieg zu.

Auf einem zweiten, vom 26. bis 28. Oktober 1523 gehaltenen Religionsgespräch in Zürich wurde in Gegenwart von fast 900 Zeugen aus eidgenössischen Orten über «Bilderdienst und Messe» gestritten. Grund für die zweite Zürcher Disputation waren die Predigt gegen Bilderverehrung und der daraus resultierende Bildersturm. Es wurde beschlossen, dass die Bilder innerhalb eines halben Jahres entfernt werden sollten, damit das Volk durch weitere Predigten auf diesen Einschnitt vorbereitet werden könne. Der «Bildersturm», der also nicht an einem Tag und plötzlich erfolgte, führte auch zum «Ittingersturm».

Ein weiteres Gespräch am 13. und 14. Januar 1524, die dritte Zürcher Disputation, beseitigte auch die Messe. Noch im selben Jahr, am 19. April 1524, verheiratete sich Zwingli mit der 33-jährigen Witwe Anna Reinhart, mit der er schon vorher unehelich zusammengelebt hatte. Mit ihr zusammen hatte er vier Kinder: Regula (* 31. Juli 1524), Wilhelm (* 29. Januar 1526), Huldrich (* 6. Januar 1528) und Anna (* 4. Mai 1530).

Die Reformation in Zürich betraf nicht nur die Religion. Der Rat, unter Beratung Zwinglis, ordnete Schul-, Kirchen- und Ehewesen neu und gab Sittengesetze heraus. Zwingli hatte kein politisches Amt, aber grossen Einfluss – der Rat wusste, dass das Volk auf Zwinglis Predigten hörte.

Glaubensbekenntnis (1525) und Zürcher Bibel

1525 gab Zwingli sein Glaubensbekenntnis «Von der wahren und falschen Religion» heraus, das er dem französischen König Franz I. schickte. Mit Luther und den anderen deutschen Reformatoren in vielen Punkten einig, verfuhr Zwingli doch in liturgischer Beziehung radikaler und verwarf die «leibliche Gegenwart» Christi im Abendmahl. Ab 1525 waren die Reformation und die Reform des Gottesdienstes in Zürich abgeschlossen. Es wurde das Abendmahl in beiderlei Gestalt in Gedächtnis gefeiert. Bilder, Messen und Zölibat waren abgeschafft, und es gab eine geregelte Armenfürsorge. Diese finanzierte sich aus Geldern, die durch die Säkularisation von Klöstern und geistlichen Stiftungen im Herrschaftsbereich der Stadt Zürich frei wurden. Ebenfalls 1525 wurde das bisherige Chorherrenstift Grossmünster in die Propsteiam Grossmünster umgewandelt, um die Ausbildung weiterer reformierter Theologen sicherzustellen. Sie mussten Bibelexegese lernen und die gewonnenen Ergebnisse in deutschen Predigten dem Volk vortragen. Dadurch wurden die Theologen geschult, und das Volk sollte in der Bibel verwurzelt werden. Zwingli war als Antistes der Leiter der Zürcher Kirche.

In enger Zusammenarbeit mit Leo Jud übersetzte Zwingli zwischen 1524 und 1529 die Bibel neu in die eidgenössische Kanzleisprache. Diese Übersetzung ist heute als die «Zürcher Bibel» bekannt. Demnach schlossen die Zürcher Theologen die komplette Neuübersetzung aus dem Griechischen und Hebräischen fünf Jahre vor Luthers Bibelübersetzung ab. Die Zürcher Bibel ist somit die älteste protestantische Übersetzung der gesamten Bibel. Das Werk wurde zwischen 1524 und 1529 von Christoph Froschauer gedruckt. 1531 druckte er eine reich illustrierte und aufwendig gestaltete Gesamtausgabe. Diese Version war für lange Zeit die textlich und gestalterisch bedeutendste Ausgabe der Zürcher Bibel.

Politik und Marburger Religionsgespräch (1529)

Zwingli lehnte Luthers Zwei-Reiche-Lehre ab, wonach der Staat für das «Äussere» und die Kirche für das «Innere» zuständig sei. Viel mehr sah er Kirche und Staat in enger Zusammenarbeit und darin für die Obrigkeiten eine ernste Verpflichtung. Er erklärte, dass «die Obrigkeit, welche ausser der Schnur Christi fahren», das heisst, die Vorschriften Christi sich nicht zum Massstab nehmen wolle, «mit Gott entsetzt werden möge». Der Landgraf von HessenPhilipp der Grossmütige, welcher Zwinglis weittragende politische Ansichten teilte, organisierte im Oktober 1529 ein Streitgespräch zwischen Zwingli und Martin Luther in seinem Schloss in Marburg, den «Abendmahlsstreit zu Marburg». Luther wies Zwingli allerdings schroff zurück, womit der Plan eines gemeinsamen protestantischen Vorgehens gegen Kaiser und Papst an theologischen Differenzen scheiterte.

Philipp der Grossmütige und Zwingli hatten ehrgeizige Pläne. 1530 wollten sie «durch einen Bund von der Adria bis zum Belt und zum Ozean die Welt aus der Umklammerung des Habsburgers retten». Damals hatte Zwingli schon im Januar 1528 bei einem Religionsgespräch zu Bern auch diesen Kanton für die Reformation gewonnen. Ausserdem schien durch den Ersten Kappeler Landfrieden 1529 die drohende Gefahr eines Glaubenskriegs zwischen Zürich und den fünf katholischen Urkantonen vorläufig beseitigt.

Tod im Zweiten Kappelerkrieg

1531 kam es zu einem Religionskrieg in der Eidgenossenschaft, dem Zweiten Kappelerkrieg zwischen Zürich und den katholischen Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Bereits vorher waren Altgläubige wie beispielsweise die Mönche vor allem der Bettelorden aus den Klöstern vertrieben worden. Zwingli war es auch, der den Rat von Zürich zum Zweiten Kappelerkrieg gegen die Waldstätte drängte, um die Reformation, wenn nicht mit Überzeugung möglich, dann mit Feuer und Schwert auch in der Innerschweiz zu verbreiten. Am 11. Oktober 1531 unterlagen die Zürcher, und Zwingli selbst geriet während der Schlacht bei Kappel, an der er als Soldat teilgenommen hatte, am Albis in die Hände der katholischen Innerschweizer. Er wurde verhöhnt, indem man ihm anbot, noch einmal die Beichte abzulegen, und anschliessend getötet. Sein Leichnam wurde gevierteilt, anschliessend verbrannt und die Asche in den Wind gestreut. Erst 1838 wurde ihm in Kappel und 1885 in Zürich ein Denkmal errichtet. Heinrich Bullinger wurde Zwinglis Nachfolger in Zürich. Er konsolidierte den reformierten Glauben und gilt als eigentlicher Begründer der reformierten Kirche.

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