ZWICKI
Zwicki Familienwappen (Wappenbuch Glarus)
Zwicki I ist das gebräuchliche Wappen
Zwicki Familienwappen (Wappenbuch Samuel Wild)
Vorkommen in Glarus
Mollis / Glarus / Bilten / Kerenzen
Über die Familie Zwicki
Bei den Zwicki, über die der Genealoge J. P. Zwicky mehrere Abhandlungen geschrieben hat, handelt es sich um eine alteingesessene Familie, die seit Ende des 17. Jahrhunderts für rund 100 Jahre in Glarus eine politisch führende Rolle spielte, die aber auch mit seinen rund 20 evangelischen Pfarrern, zahlreichen Wissenschaftern und Offizieren sowie einigen Industriellen zum Ansehen der Familie beigetragen hat. Stammort der Glarner Zwicki scheint Mollis zu sein, wo sie 1357 erstmals erwähnt werden, nachdem sie schon vorher als Bürger von Weesen überliefert sind. Als Stammvater aller heutigen Glarner Zwicki gilt Landesseckelmeister Fridolin Zwicki (ca. 1500 - 1581), der bereits 1522 ein Anhänger des damals in Mollis tätigen Reformators Fridolin Brunner wurde. In dieser Zeit sollen auch Träger dieses Namens die in Uznach und Gommiswald beheimatete katholisch gebliebene Linie begründet haben, aus der dann zahlreiche Ärzte und Offiziere hervorgingen. Von Mollis stammen als Nachkommen des eben erwähnten Fridolin heute noch blühende Linien in Glarus und Kerenzen sowie in Bilten, während in Netstal, Matt und Riedern ansässige Familien, von denen einzelne Glieder höhere Gemeindeämter bekleideten, wieder ausgestorben sind. Ferner liess sich Ende des 18. Jahrhunderts eine noch heute blühende Familie in Dänemark nieder. 1822 wurden Linien in Bessarabien und Jugoslawien sowie 1868 eine solche in Bayern begründet; im letzten Jahrhundert erfolgten zahlreiche Einbürgerungen in den USA sowie in der übrigen Schweiz.
Die Familie Zwicki aus Mollis
Ausser dem Stammvater Fridolin sind in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Beispiel noch ein Haus und ein Jost überliefert; jedoch scheint die Familie damals nicht sehr zahlreich gewesen zu sein. Bald haben sich dann in Mollis verbliebene Nachkommen des Stammvaters in verschiedener Hinsicht einen Namen gemacht, wobei sich auch bei den Zwicki, die heute noch die zahlreichste Bürgerfamilie bilden (1929: 111 Tagwenrechte), eine Mehrheit als Handwerker, Bauern, Angestellte, Fabrikarbeiter usw. bestätigte und damit das Ihre zum Wohl der Gemeinde beigetragen hat.
In der Öffentlichkeit taten sich bereits Enkel und Urenkel des Stammvaters hervor, die als "Landsfähnrich" und Seckelmeister in der Regierung sassen sowie die Landvogtei Locarno verwalteten. Ein anderer Urenkel, ebenfalls Fridolin Zwicki (1631-1707), den man den Reichen nannte und der als grösster Grundbesitzer in Glarus galt, leitete den sozialen Aufstieg der Familie ein, nachdem er selber als Landvogt im Rheintal geamtet hatte. Sein Sohn, "Zeugherr" Johann Heinrich Zwicki (1651-1733), bekleidete während sechs Amtsdauer, nämlich 1696 bis 1699, 1701 bis 1704, 1706 bis 1709, 1711 bis 1714, 1716 bis 1719 und 1721 bis 1724, das Amt als "Landammann", und in den Zwischenjahren stand der als "Landsstatthalter" dem evangelischen Landesteil vor. 1696 soll er in freier Wahl erkoren worden sein; später soll der beim Losen immer die goldene Kugel gezogen haben! Er verstand es, das Land in einer recht kritischen Zeit durch verschiedene Fährnisse zu steuern. Er war schon an den Verhandlungen für den Landesverrat von 1683 beteiligt und spielte in der Vorgeschichte des zweiten Villmergerkrieges sowie bei den Friedensverhandlungen eine grosse Rolle. Im Werdenbergerhandel mahnte er immer wieder zur Zurückhaltung. Sein Bruder, Hauptmann Melchior Zwicki (1655-1725), amtete ab 1709 als Landvogt in Baden. Dr. med. Othmar Zwicki (1706-1755) führte 1746 bis 1749 das Landesschwert und verwaltete unmittelbar anschliessend die Landvogtei Werdenberg. Johann Heinrich (1697-1762) Kaspar Zwicki (1736-1777) amteten ab 1736 beziehungsweise ab 1767 als evangelische "Seckelmeister". Landeshauptmann Johann Melchior Zwicki (1750-1806) wirkte in der Helvetic als Unterstatthalter. Hauptmann Johann Peter Zwicki (1770-1838) sass als Landeshauptmann ebenfalls in der Regierung. Dietrich Zwicki (1784-1845) diente dem Land als "Pannervorträger". In jüngeren Jahren hatte er in St. Petersburg ein Handelshaus betrieben. Daneben waren die Zwicki immer auch gut in den Gemeindeämtern vertreten. So gehörten von den uns aus drei Jahrhunderten bekannten 54 Tagwenvorstehern 21 der Familie an.
Unter den höheren Offizieren sind zu erwähnen: Fridolin Zwicki (1681-1720), der in kaiserlichen Diensten stand und sich als Verteidiger von Freiburg im Breisgau gegen die Franzosen auszeichnete. Balthasar Zwicki (1750-1823) diente als Gardehauptmann in holländischen Diensten und tat sich als Oberst im Gefecht bei Wollerau hervor. Fridolin Zwicki (1758-1814) war ab 1791 als Landmajor für die Ausbildung der Truppen von evangelisch Glarus verantwortlich und machte sich damit um das Glarner Wehrwesen verdient. Johann Melchior Zwicki (1750-1809) stand als Oberstbrigadier in französischen Diensten und kommandierte dann die dritte helvetische Hilfsbrigade. Philipp Heinrich Theodor Zwicki (1859-1934) brachte es als Instruktionsoffizier zum Oberstbrigadier. 1906 bürgerte er sich in Bern ein, wo er das Ortskommando inne hatte.
Unter den Pfarrern und Gelehrten haben sich vor allem folgende einen Namen gemacht: Der Theologe und Philosoph Fridolin Zwicki (1653-1734) publizierte eine Lobrede auf das Vaterland. Dr. med. Dietrich Zwicki (1664-1738) schrieb medizinische Abhandlungen und lieferte dem Naturforscher J. J. Scheuchzer Unterlagen. Dr. med. Fridolin Zwicki (1776-1741) soll den Glarnertee erfunden haben und erhielt wegen seiner Wundarzneikunst das Zürcher Ehrenbürgerrecht. Der evangelischen Kirche standen fünf Zwicki als Dekane vor, nämlich Johann Heinrich Zwicki (1679-1760), Fridolin Zwicki (1704-1777), Fridolin Zwicki (1715-1756), dessen Sohn Kaspar Zwicki (1756-1837) sowie Kaspar Leberecht Zwicki (1820-1906), der unter dem Pseudonym Friedrich Bergmann volkstümliche Schriften publizierte und dem Land als Schulinspektor diente. Seine Tochter Charlotte Cornelia Zwicki (1872-1946) sang als Nelly Bergmann das Lied ihrer glarnerischen Heimat. Pfarrer Johann Jakob Zwicki (1768-1806) wurde als Erziehungsrat und Förderer der Linthkorrektion bekannt. Kaspar Zwicki (1863-1935) lehrte an der ETH als Professor für Ingenieurwissenschaften und erwarb 1906 das Zürcher Bürgerrecht. Dr. med. vet. Heinrich Edmund Theodor Zwicki (1890-1942) wirkte ab 1928 als Professor für Tierzucht, Hygiene und Fütterungslehre an der Universität Zürich. Der vor allem in den USA tätig gewesene Professor Fritz Zwicki (1898-1974) ist als Astrophysiker weltberühmt geworden. Musikdirektor Johann Heinrich Zwicki (1874-1953) hat sich um das Gesangswesen des Kantons Glarus verdient gemacht. Weiter sind Angehörige der Familie Zwicki auch als Ingenieure bekannt geworden. In Handel und Industrie haben sich Zwicki aus Mollis vor allem ausserhalb des Kantons betätigt. Johann Kaspar Zwicki (1847-1911) übernahm die Baumwollweberei, Bleicherem und Säge in Schindellegi. Fridolin Zwicki (1853-1941) betrieb seit 1886 die Spinnerei und Färberei im Neugut bei Wallisellen. Albert Zwicki (1866-1924) erweiterte die Schweizerische Schmirgel- und Schleifindustrie AG in Frauenfeld, und Jakob Walter Zwicki (1882-1956), der sich auch als Kunstsammler verdient machte, hatte hohe Posten im Bankwesen inne. Ein Zweig führte in Mollis längere Zeit eine Zigerfabrik.
Die Familie Zwicki aus Glarus
In Glarus sind vor allem Linien durch staatliche Funktionäre begründet worden, die sich aus Zweckmässigkeitsgründen im Hauptort niederliessen. Allein im 18. Jahrhundert bürgerten sich hier vier verschiedene Familien aus Mollis ein, die jedoch zum grossen Teil wieder ausgestorben sind. Landammann Johann Peter Zwicki (1692-1779), der auch das Bürgerrecht von Kerenzen besass, erwarb 1729 für sich und seinen Sohn Fridolin (1718-1763) für 550 Gulden das Tagwenrecht, nachdem er bereits eine Amtsdauer das höchste Landesamt bekleidet hatte. 1736 bis 1739 sowie 1756 bis 1759 stand er dann an der spitze des Landes Glarus. 1730 wurde ihm die Landvogtei Werdenberg übertragen. Er ist vor allem als Begründer des evangelischen Landesarmenfonds bekannt geworden, wofür er 4000 Gulden stiftete. Bei seinem Tod hinterliess er ein Vermögen von 112'000 Gulden. Dr. iur. Johann Peter Zwicki (1692-1738) betreute die Landvogtei Mendrisio. Fridolin Zwicki (1702-1751) gehörte der Regierung als Landsfähnrich an. Jost Zwicki (1745-1812) sass auf dem Schloss Sargans. Der Arzt Johann Heinrich Zwicki (1732-1799) wirkte 1786 bis 1789 als Landammann und leitete vertretungsweise auch die letzte Landsgemeinde des Ancien Régimes vom 4./15. April 1798, welche den Kriegsbeschluss gegen Frankreich fasste. Ebenfalls ein Johann Heinrich Zwicki (1752-1798) verwaltete die Landesfinanzen und war der letzte Glarner Landvogt im Rheintal. Fridolin Zwicki (1758-1814) leitete 1799 zwei Landsgemeinden und wurde dann 1802 zum Landammann gewählt. Er blieb offiziell im Amt bis zur erste Mediationslandsgemeinde im Jahr 1803. Johann Peter Zwicki (1762-1820) diente in der Helvetia als Unterstatthalter und interimsweise als Regierungsstatthalter des Kantons Linth, dem Land Glarus als evangelischer Seckelmeister und als Pannerherr. Pannerherr und Zeugherr war auch Kaspar Zwicki (1765-1821), der zudem als Salzdirektor bekannt wurde. Später taten sich die Glarner Zwicki, die nie sehr zahlreich waren, in der Öffentlichkeit nicht mehr stark hervor.
Die Familie Zwicki aus Bilten
In Bilten lebte Jakob Zwicki (1688-1754) von Mollis. Als Stammvater gilt aber Chorrichter und Ratsherr Fridolin Zwicki (1733-1813). Unter seinen Nachkommen ist Textilfabrikant Johann Friedrich Zwicki (1876-1946) zu erwähnen, der die von seinem gleichnamigen Vater begründete Firma in Malans ausbaute und 1930 eine Schuhfabrik in Hameln (Deutschland) erwarb. In Bilten selber leben heute keine Mitglieder dieser Familie mehr.
Die Familie Zwicki aus Kerenzen
Diese Linie wurde von Landweibel Johannes Zwicki (1725-1774) begründet, der ab 1750 die Landvogtei im Mayental betreute. Unter den Nachkommen, die zum Teil von Mühlehorn nach Obstalden zogen, ist der appenzellische Oberrichter und Regierungsrat Fridolin Zwicki (1853-1911) zu erwähnen. Familien liessen sich auch in Russland und Rumänien nieder.
Quellen
Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7, pp 775-777
Tschudi-Schümperlin Ida / Winteler Jakob, Wappenbuch des Landes Glarus, p 97-98
Zwicky von Gauen Johann Paul, Geschlechterbuch, Band 3, pp 580-586; 6, 809-837, 957-962
Stucki Fritz, 50 alte Glarner Familien, pp 103-106
Heer Gottfried, Zur Geschichte Glarnerischer Geschlechter der Gemeinde Mollis, pp 3-23