Porträt
Von einem prähistorischen Hügel von Glarus sind die Burg und der Sonnenhügel im nordöstlichen Teil des Dorfes erhalten, ebenso wie das Bergli am Westrand und der Iselirain im Zentrum. Bis zum Brand 1861 war auch der Tschudirain vorhanden. Anfang des 7. Jahrhunderts wurde die erste Kirche gebaut, die vom ganzen Tal als Kirche genutzt wurde. Ein weiterer Sakralbau stand auf dem Burgberg, wo die Historiker von der Existenz einer mittelalterlichen Zufluchtsburg ausgehen. Der Kern der Dorfansiedlung lag jedoch neben der Pfarrkirche am Spielhof (zerstört durch den Brand 1861), wo die Verkehrswege des Tales zusammenflossen und der Verwaltungssitz des Klosters Säckingen war. Bei der Eiche, dem Hofplatz, wurde ein zweiter Dorfteil gebaut. Die entsprechenden Tagwen "Oberdorf" und "Niederdorf" sind sowohl im Säckinger als auch im Habsburger Urbar erwähnt. Der Name "Glarus" wurde 1178 erstmals für die Stadt und das Tal verwendet, der deutsche Name wurde 1289 erstmals erwähnt. Bereits 1246 erscheinen die Ritter von Glarus in schriftlichen Dokumenten, deren Wappen der schwarze Steinbock auf goldenem Hintergrund ist, der auch seit 1939 das Wahrzeichen der Stadt war. Dieser Schild wurde auch von den Meier von Windegg um 1300 und von Vertretern der Tschudi-Familie ab dem 16. Jahrhundert verwendet.
Der sprachliche Ausdruck "Glarus" stammt zum einen aus dem lateinromanischen Wort claronas (bedeutet Lichtungen, Lichtpunkte) und zum anderen aus der Germanisierung des Namens des Heiligen Hilarius (wahrscheinlich der erste Schutzheilige).
Im Jahre 1419 erhob die Landsgemeinde das Dorf zum Hauptplatz und zum Wochenmarkt. Im Jahre 1470 wurde eine Brand- und Wachordnung erlassen. Wegen der Linth gab es oft Streitigkeiten mit Ennenda. Daher wurde 1507 erstmals ein Vertrag über den Ausbau der Linth abgeschlossen. Eine funktionierende Gemeindeorganisation kann erst in einem Brief aus dem Jahr 1531 nachvollzogen werden. Nach einer Häuserliste des Tagwen von 1561/62 gab es 98 Häuser im inneren Dorfgebiet; 38 Häuser waren vom Abläsch über das Oberdorf bis Riedern verstreut. Im Jahr 1554 lebten etwa 1550 Menschen in Glarus, von denen etwa 150 Katholiken waren. Anstelle des ersten nachweisbaren Rathauses von 1471 baute Gilg Tschudi 1559 ein neues Rathaus auf der Südseite des Hofes. In dem neuen Gebäude befanden sich unter anderem das gewölbte Provinzarchiv, die Gefängnisse und die Folterkammer, der große Saal für den Rat und die Gerichte. Auch militärische Übungen fanden im Spielhof oder im Zaun statt. Ein weiteres öffentliches Gebäude war das 1560 erbaute Krankenhaus. Es gab auch ein Schulhaus, verschiedene Bürogebäude, ein Schieß- und Tanzhaus (bei Regenwetter für die Freude des Lebens und der Mitglieder), die Ankenwaage und ein Büchsenmacherhaus. Der Hinrichtungsplatz lag in den Ygruben, am östlichen Fuße des Galgenhügels. Hier wurde im Juni 1782 die angebliche Hexe Anna Göldi hingerichtet (die letzte Hinrichtung einer angeblichen Hexe in der Schweiz).
Glarus wurde 1299, dann 1336 und 1477 und zuletzt 1861 von einem Brand heimgesucht. In den Jahren 1593 und 1594 wurde Glarus von den Erdrutschen der "Drei Schwestern" am Vorderglärnisch getroffen.
Ab 1623 fanden die Treffen der Tagwen auf einer getrennten konfessionellen Basis statt. Im achtzehnten Jahrhundert lebten acht der zehn Hauptfamilien von Glarus in der Stadt Glarus. Im Mai 1798 wurde Glarus zur Hauptstadt des neu geschaffenen Kantons Linth und des Landkreises Glarus. Im September / Oktober 1799 erlitt sie die Durchreise ausländischer Armeen (Suworov).
Die Reorganisation der Gemeinde begann 1837 mit der Wahl eines dreizehnköpfigen Rates. Im Jahr 1878 unterstützten die Bürger eine Trennung von Bürger- und Ortsgemeinde. Beide Institutionen haben zum Aufbau einer lokalen Infrastruktur beigetragen. Gebäude der Bürgergemeinde waren: das Gemeindehaus (1837 von C.F. von Ehrenberg erbaut, 1997 erfolgte eine Totalsanierung dieses Gebäudes); das Armen- und Altersheim (1852-55 erbaut, heute Senioren- und Pflegeheim Höhe); das Schützen- und Gesellschaftshaus (erbaut 1858/59 von F. W. Kubli) für Gemeindeversammlungen; das Waisenhaus (erbaut 1882-85, 1955 abgebrochen) und das Pfrundhaus (Asyl, erbaut 1928-30 von R. Bischoff und H. Weideli). Gebäude der Gemeinde waren: das Schlachthaus (erbaut 1869, privatisiert 1996); die Verwaltungsgebäude an der Zaunstraße (erbaut 1899); das Schwimmbad (erbaut 1921, Totalsanierung 1997) und der Sportplatz Buchholz (erbaut 1921-22, heute Sport- und Freizeitanlage Glarus). Zu den Gebäuden der kantonalen und eidgenössischen Behörden gehören: das Regierungsgebäude (erbaut 1837-38 vom Architekten C.F. von Ehrenberg, 1861 abgebrannt); das kantonale Zeughaus (erbaut 1846-48 von F. W. Kubli); der Bahnhof mit Anschluss an das Netz der Schweizerischen Bundesbahnen (erbaut 1859); der schlossartige Neubau des Bahnhofs (1902/03 b H). Ditscher); das Kantonsspital (erbaut 1878-1881 b P. Reber und sein erster Anbau 1894-95 von B. Decurtins) und der zweite Anbau 1924-28 von H. Leuzinger und ein neuer Anbau 1961-70 von J. Zweifel und H. Strickler) sowie die Post (erbaut 1894-96 von Th. Gohl), die seit 1985 im "Glärnischcenter" am Bahnhof integriert ist. 1993 gewährte die Landsgemeinde ein Darlehen von 92 Millionen Euro für die vollständige Renovierung des Krankenhauses.
Am 10./11. Mai 1861 ereignete sich eine Brandkatastrophe, die 593 Gebäude in Schutt und Asche legte. Nur die Bezirke westlich des Spielhofs, das Oberdorf, die neueren Stadtteile im Süden und alle Textildruckereien blieben verschont. Die Architekten Johann Caspar Wolff und Bernhard Simon entwarfen die Pläne für den rasterförmigen Wiederaufbau der Stadt. Die Kirche wurde 1863-66 nach Plänen von F. Stadler erbaut (die renovierte Kirche wurde 2001 mit dem Europa Nostra Preis ausgezeichnet). Das Regierungsgebäude wurde 1862-64 nach Plänen von Bernhard Simon erbaut. Das Gerichtsgebäude 1862-64, das Mercier-Haus 1862-63 und das Gymnasium 1870-72 wurden nach Plänen von Johann Caspar Wolff errichtet. Darüber hinaus legte die Gemeinde 1862 Gasleitungen an und schuf 1895 die heutige Wasserversorgung. Seit 1901 sind die Gas- und Wasserwerke im Besitz der Gemeinde.
Das 1468 erstmals erwähnte Klöntal wurde erst 1902 durch Ratsbeschluss an den Tagwen Glarus übergeben. Das 1904-08 im Klöntal erbaute Löntschwerk brachte der Konzessionsgemeinde Glarus wichtige Einnahmen und ermöglichte 1908 die Inbetriebnahme der Stromversorgungsorganisation (EVG). 1914 wurde auf der Klöntalroute ein Postkutschenbetrieb eingerichtet. Im Jahr 1927 kam dort das erste Postauto an. Seit 1994 verbindet die Buslinie Glarner Mittelland die Orte Glarus, Ennenda, Riedern und Netstal. 1997 wurde das Altersheim "Im Volksgarten" eingeweiht. Heute ist der Tagwen in die lokale Gemeinde integriert.
Glarus ist der Ort für die Landsgemeinde (seit 1623), das Zentrum der kantonalen Verwaltung mit dem Landesarchiv und der Landesbibliothek, der Kantonsschule (Gymnasium), dem Kantonsspital, dem Kunsthaus (Kunstmuseum, Baujahr 1952), dem Ober- und Kantonsgericht (kantonale Gerichte) sowie dem Landrat (kantonale Exekutive).
Eine Renovierung des alten Kirchturms der Stadt wurde im 13. Jahrhundert vorgenommen. In der Zeit von Ulrich Zwingli, der von 1506-1516 als Pastor in Glarus tätig war, kam eine Seitenkapelle hinzu. Um die Jahrhundertwende wurde die St. Michael Kapelle auf dem Burghügel gebaut, der 1762 einem neuen Kapellenbau weichen musste (Renovierungen 1972 und 1999). Früher, nach einem Aufenthalt in Linthal, hätten Felix und Regula dort wohnen sollen, bevor sie nach Zürich flohen. Bis fast 1600 gab es auch ein Schwesterhaus (Kloshaus) (archäologische Ausgrabungen wurden 1970/71 durchgeführt). Ende des 14. Jahrhunderts umfasste die Gemeinde Glarus die Orte Glarus, Riedern, Netstal, Ennenda und Mitlödi. 1528 gelang die Reformation in Glarus. Die alte Kirche wurde jedoch noch von beiden Konfessionen genutzt. Im Jahre 1697 entstanden zwei konfessionelle Pfarreien.
Nach dem Rückkauf von Säckingen (1395) wurden die zwischen den einzelnen Kirchengemeinden aufgeteilten Hochwälder zwischen 1828 und 1830 den fünf Tagwen der alten gemeinsamen Kirchengemeinde Glarus zugeordnet. Seit 1862 umfasst die evangelische Kirchengemeinde nur noch Glarus und Riedern. Im Jahr 1961 ging auch das Simultaneum (freier Glaube) zu Ende. 1962-64 folgte der Bau der St. Fridolinskirche durch E. Brantschen. Der Kirchenschatz, darunter der "Zwinglikelch", blieb bei der katholischen Kirchengemeinde. In den Jahren 1965-66 wurde auch eine neue reformierte Kirche in den Vorauen gebaut.
Im Hochmittelalter wurde hauptsächlich Schafzucht betrieben und im 14. und 15. Jahrhundert immer mehr Viehzucht. Hinzu kam der Anbau von Gerste, Hafer und Hanf. Mühlen (1434 erwähnt), Sägewerke, Wege, Zigerproduktion, Hammermühlen und so weiter entwickelten sich auch entlang des Oberdorf- oder Strengenbachs sowie entlang des Giessenbachs, einem natürlichen Seitenfluss der Linth. Beide Flüsse wurden bis 1861 oberirdisch geführt. Bereits im fünfzehnten Jahrhundert entwickelten sich Handelsbeziehungen zu Zürich, Ulm, München und Venedig. Darüber hinaus hatte das Söldnerwesen, das bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war, einen bedeutenden Einfluss. In der Frühen Neuzeit förderte die Gemeinde auch den Obstanbau. Im 16. Jahrhundert wurde auch im Klöntal Eisenerz abgebaut. 1740 gründete Johann Heinrich Streiff (1708-80) die erste Baumwolldruckerei am Oberdorfer Bach. Die Zahl der Häuser wuchs zwischen 1714-1797 von 188 auf 440, und die Bevölkerung stieg von 1'800 auf 2'500. Damals wurden repräsentative Gebäude wie das Haus "In der Wies", das Iseli- und das Paravicini-Haus, der Tschudihof, die Insel, der Stampf usw. gebaut.
Nach 1800 kam es zu einem raschen Anstieg der Bevölkerung (1837: 4'094 / 1870: 5'517). In Abläsch, Bohlen, Zaun, an der Allmeind, der Pressi und dem Schützenplatz entstanden neue Häusergruppen. 1850 wurde der Kirchweg erbaut, 1860 das Bahnhofsgelände mit dem "Glarnerhof" (1861-62) und dem Volksgarten (1874-76), 1812 das heutige Dr. Kurt-Brunner-Haus im Sand, das seit 1968 das repräsentative Gebäude des Regierungsrates mit einer Glasscheibenwappensammlung von nationaler Bedeutung ist. Im 20. Jahrhundert kamen neue Wohnquartiere hinzu. Die Bevölkerung stieg von 4'942 auf 5'724 zwischen 1900 und 1950. Heute sind es 6'098, von denen fast die Hälfte Katholiken sind.
Die Entwicklung der Branche war besonders geprägt von der Baumwolldruckindustrie, wie der Firma Aegidius Trümpy (mit dem Firmensitz "Schloss") sowie Brunner, Gebr. Streiff, Heer-Schuler und der Baumwolldruckerei Hohlenstein, sowie der Bleichanlage Streiff am Strengenbach. Die Industrialisierung zog auch neue Gewerbe an, wie zum Beispiel die Erlener Brauerei (1827-1981) und die Zigarrenfabrik Denzler & Kupper bzw. Bachofen & Cie. (1851-1957). 1837 fand ein Streik in der Fabrik von Aegidius Trümpy statt, der erste in der Schweiz (die erfolglos besetzte Fabrikglocke befindet sich im Museum des Freuler Palastes). 1845 gründeten Auswanderer die Siedlung New Glarus in Wisconsin. Um 1890 befanden sich die Textilfabriken in einer Krise. Die erste Bank in Glarus hingegen öffnete 1852 ihre Pforten und wurde 1912 zur Niederlassung der Credit Swiss. Seit 1884 existiert auch die Glarner Kantonalbank. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine Filialeröffnung der Möbelfabrik Horgen. Glarus ist auch Sitz der Geska, der einzigen Zigerfabrik im Kanton. Tschudi & Co., gegründet um 1890, war bis 1997 Herausgeber der "Glarner Nachrichten" und ein Unternehmen mit eigenem Verlag. Seitdem ist die Südostschweiz Presse AG, Chur, für die Herausgabe der Lokalzeitung "Die Südostschweiz" mit einem Sonderteil "Glarus" verantwortlich, der von einer Lokalredaktion in Glarus betreut wird. Heute arbeiten mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Dienstleistungssektor.
Die älteste Schule war eine Lateinschule, die vom Reformator Zwingli gefördert wurde, die Ende des 16. Jahrhunderts verschwand. Ähnliche Neugründungen im 18. Jahrhundert erlitten das gleiche Schicksal, als das Ancien Régime zusammenbrach. Auf dem Burgberg wurde 1524 ein Schulhaus gebaut. Im Jahr 1594 wurde auf der Pressi ein evangelisches Schulhaus gebaut. Zwischen 1783 und 1798 gab es ein Gymnasium mit Latein für Knaben ab zwölf Jahren. Im Jahr 1811 wurde das Heer-Institut als private Sekundarschule eröffnet. Im Jahr 1818 wurde es durch das Isler-Bruch-Institut ersetzt. Im Jahr 1835 gab es im Schulhaus im Zaun eine halbprivate, halböffentliche Sekundarschule. Im Jahr 1867 wurde die Schule von der Gemeinde übernommen. 1872 wurde die Schule in die Hauptstraße in der Nähe des Spielhofs verlegt, 1890 wurde sie zur "Höheren Stadtschule" mit einem Sekundarbereich. Zwischen 1956-77 wurde sie als Kantonsschule betrieben, die in die neu errichtete Kantonsschule an der Winkelstrasse verlegt wurde (erbaut von R. Leu 1973-77). 1860 wurde das Burgschulhaus für die Katholiken erbaut. 1876 wurden die Konfessionsschulen abgeschafft und die Schulgemeinschaft Glarus-Riedern gegründet. Weitere Bildungseinrichtungen entstanden: die Handwerksschule (bis 1975); 1955-57 die Grundschule Erlen; 1978-80 die Oberstufe Buchholz. Schließlich wurde bereits 1908 eine Ferienwohnung auf dem Obersack unterhalb der Schwammhöhe gebaut.
Jenseits des Erdrutsches, am Klöntalsee, steht das Gessner-Denkmal, das 1788 für den Zürcher idyllischen Dichter und Maler Salomon Gessner geschaffen wurde. Im 19. Jahrhundert begann die Entwicklung des Tourismus. Um 1830 wurde in Richisau ein Milch- und Molkebad gebaut. Im Jahr 1856 wurde dort ein Gästehaus und im Jahr 1874 ein Kurort gebaut, der 1915 abbrannte. 1902 fand als Premiere in der Schweiz das erste Skirennen in Untersack statt und bereits 1893 wurde in Glarus der erste Skiclub gegründet. Der erste Slalom-Weltmeister 1932 in Cortina d'Ampezzo war Rösli Streiff aus Glarus.
Die neoromanische Kirche von Glarus
(gebaut 1863-1866)
Die Stadtkirche von Glarus
(Blick von hinten)
Die alte romanische St. Hilarius- und Fridolinkirche in Glarus (erbaut im 11./12. Jahrhundert / abgebrannt im Großbrand 1861)
Die Burgkapelle (Schlosskapelle)
gebaut 1762
Die Burgkapelle gehört zur katholischen Gemeinde St. Fridolin und wurde gebaut, nachdem die alte St. Michael Kapelle durch die neue Kapelle ersetzt wurde
Die katholische St. Fridolin Kirche in Glarus
(gebaut 1962-64)
Familien aus Glarus
Aebli
Bauhofer
Beglinger
Blumer
Brunner
Dinner
Feldmann
Freuler
Gallati
Glarner
Hauser
Heer
Hefti
Heiz
Hösli
Iseli
Iselin
Jacober
Knobel
Kubli
Käser
König
Landolt
Leuzinger
Marti
Milt
Müller
Oertli
Paravicini
Reust
Ris
Schmid
Schuler
Simmen
Staub
Streiff
Stüssi
Suter
Trümpi / Trümpy
Tschudi
Vogel
vordermann
Walcher
Weiss
Wyss
Zweifel