top of page

Die Auswanderung nach Australien
 

Nach der "Entdeckung" und Erforschung des fünften Kontinents durch Europäer im 17. und 18. Jahrhundert begann Ende des 18. Jahrhunderts die Besiedlung Australiens inbesondere durch Briten, zuerst durch Strafgefangene, später durch Siedler. 1851 lösten Goldfunde eine grosse Einwanderungswelle aus. 

 

Nur wenige Jahre nach der Gründung der ersten Siedlung 1788 trafen die ersten Schweizer Siedler in der Region von Sydney ein. Gesichert ist, dass ab den 1830er Jahren eine unbekannte Zahl von Melkerinnen und Käsern, vermutlich aus dem Kanton Bern, sowie Kaufleute und Erzieher vorwiegend aus der Westschweiz in Sydney und Umgebung lebten. Die früheste bedeutende Auswanderung von Schweizern begann 1839 mit der Ernennung von Charles Joseph La Trobe zum Superintendanten und später zum Gouverneur von Victoria. La Trobe war Privatlehrer bei der Neuenburger Familie de Pourtalès. Deren auf persönlichen Kontakten gründende Informationen dürften den Auswanderungsentscheid zuerst der Familie La Trobe und in der Folge zahlreicher Weinbauern aus der Region Neuenburg und dem Berner Seeland wesentlich beeinflusst haben. Westschweizer gründeten in Victoria (Geelong, Yarra-Valley, Rutherglen) bedeutende Weinbaugebiete. Sie haben die Weinindustrie des 19. Jahrhunderts in Australien wesentlich mitgeprägt. Zu den grössten Förderern der Auswanderung zählten in der Anfangszeit David Louis Pettavel und James Dardel, die zur Rekrutierung junger Weinbauern für ihre in der Region von Geelong (südwestlich von Melbourne) gelegenen Rebberge mehrmals in die Schweiz zurückkehrten. Wirtschaftliche Schwierigkeiten und fehlender Nachwuchs, verbunden mit dem Auftreten der 1877 aus Europa (vermutlich durch einen Schweizer) eingeschleppten Reblaus, führten aber zum Untergang der Weinindustrie, die sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu erholen vermochte. Im Yarra-Valley östlich von Melbourne gehörten Hubert de Castella und Guillaume de Pury zu den aktivsten Promotoren der Westschweizer Emigration. De Castellas Projekt, Greyerzer Käse im Yarra Valley herzustellen, scheiterte trotz der Beauftragung eines Käsers aus dem Kanton Freiburg. Gruyere ist jedoch als einziger von Schweizern eingeführter Schweizer Ortsname geblieben.

 

Der gut 2000 Personen umfassende Exodus der Tessiner Goldgräber (v.a. aus dem Maggia- und dem Verzascatal) zwischen 1854 und 1856 bildete die zahlenmässig bedeutendste Schweizer Emigration nach Australien. In den Goldfeldern in Daylsford und Ballarat (beide in Victoria) hatten die meist ungeschulten Immigranten nur einen sehr lokalen Einfluss. Im Gegensatz zu den Tessinern wanderten die schätzungsweise 200 bis 300 Puschlaver in einer von den 1850er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg anhaltenden Kettenmigration und vorzugsweise in die Goldfelder der Region von Bendigo aus.

 

Im ausgehenden 19. Jahrhundert gewann Australien für Handelsleute und Handwerker aus der Deutschschweiz an Attraktivität. Gleichzeitig begannen New South Wales (mit Sydney) und kurzfristig in den 1880er Jahren auch Queensland, Victoria und Melbourne als wichtigstes Zielgebiet zu verdrängen. Trotz teilweise aktiver Werbung auch in der Schweiz haben sich in den anderen Kolonien Australiens keine grösseren Gruppen von Schweizer Immigranten niedergelassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Queensland und Western Australia an Bedeutung gewonnen. Um 1950 traf eine grössere Gruppe von Deutschschweizerinnen in Victoria ein, die durch die Heirat mit Internierten aus Polen und aus anderen osteuropäischen Staaten ihr Schweizer Bürgerrecht verloren hatten. Wie ihre Männer wurden sie von den Schweizer Behörden zur Emigration gedrängt. In der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Schweizer Auswanderung einen stark individuell geprägten Charakter an, mit vielfach als temporär geplantem Aufenthalt und entsprechend hoher Rückwanderungsrate. Die Mehrheit liess sich in den Hauptstädten der Gliedstaaten und insbesondere in Sydney und Melbourne nieder. Handwerkliche und kaufmännische Berufe waren in der Mehrheit. 

 

Quelle: Wegmann, Susanne: "Australien", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.07.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003477/2021-07-13/, konsultiert am 11.12.2021.

**************

Bis heute konnte ich die nachfolgenden Familien identifizieren, die von Glarus nach dem fernen Australien ausgewandert sind. Von beiden Stämmen leben heute noch Nachkommen in Australien.

Glarner Pioniersiedler in Australia

Kaspar Iselin (1820-1882) aus Glarus wanderte Mitte der 1840iger Jahre nach Schottland aus und heiratete in Glasgow Ann Ronald (1825-188). Das Paar hatte fünf Kinder: Johann Heinrich (1848-1901), George Ronald (1750-1921), Kaspar Ronald (1852-1948), Rosina (1857-1858) und William (1859-1929). George Ronald und Kaspar Ronald emigrierten von dort anfangs der 1870iger Jahre nach Australien. 

 

Georg heiratete 1905 in Victoria Catherine Henderson Johnstone. Das Paar hatte drei Kinder: George Ernest Ronald (1876-1944), Lionel Newton Ronald (1877-1956) und Lena Constance (1881-).

 

Kaspar heiratete 1873 in Warwick, Queensland Mary Sheehan (1853-1892), mit welcher er zwischen 1874-1891 insgesamt 9 Kinder hatte. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete er 1893 in Queensland Fanny Agnes Locke (1869-1931) mit welcher zwischen 1894 und 1908 nochmals 6 Kinder hatte. Von dieser Familie leben noch zahlreiche Nachkommen heute in Australien.

Kaspar Schiesser (1810-1881) aus Schwändi wanderte nach dem Tod seiner Frau Elsbeth Schiesser-Schieser (1815-1870) zusammen mit seinen beiden Söhne David (1840-1888) und Kaspar (Casper) (1842-1908) um 1873 nach Australien aus. Vater Kaspar starb in Tarampa, Queensland am 24. November 1881. 

 

Sohn David heiratete noch in Schwanden die ebenfalls aus Schwändi stammende Agatha Zimmermann (1847-1937) mit welcher er zusammen mit seinen in Schwändi geborenen Kinder Kaspar (1867-1961) und Sara (1871-1953) und seinem Vater und Bruder 1873 nach Queensland auswanderte. Sohn Kaspar heiratete 1893 in Ipswich, Queensland Emma Schadwell (1870-1949) mit welcher er 8 Kinder hatte. Tochter Sara Schiesser heirate 1891 den aus Deutschland immigrierten Albert Frech (1869-1946) mit welchem sie sechs Söhne hatte. David und Agatha hatten in Queensland noch zwei Töchter bekommen: Elizabeth (1876-1895) und Rosina (1884-1957). Von der Familie von David und Agatha leben heute noch zahlreiche Nachkommen in Australien.

 

Sohn Kaspar heirate ebenfalls noch in Schwanden 1865 die aus Hätzingen stammende Susanna Störi (1841-1903) mit welcher er zusammen mit seinen in Hätzingen geborenen Kinder Niklaus (1869-1931) und Kaspar (1871-1906) und seinem Vater und Bruder 1873 nach Queensland auswanderte. In Queensland bekamen sie dann noch einen weiteren Sohn David (1877-1946). Sohn Niklaus blieb ledig und starb nach einer tödlichen Verletzung, die er sich von einer Kuh zugezogen hatte. Auch Sohn Kaspar blieb ledig und starb vermutlich durch Selbstmord 1906 in Brisbane. Der in Australien geborene Sohn David wurde Metzger und heiratete 1900 Mary Helena Reese (1876-1948) mit welcher er zwischen 1901 und 1917 insgesamt neun Kinder hatte. David änderte seinen Familiennamen von Schiesser auf Schasser. Von dieser Familie leben heute noch zahlreiche Nachkommen in Australien.

bottom of page