Beim Grossen Tschingelhorn, schräg über dem weltberühmten Martinsloch, ging vor einigen Tagen ein gewaltiger Felssturz nieder. Menschen und Infrastruktur waren zum Glück nicht betroffen.
Das Martinsloch auf 2600 Meter über Meer inmitten der Tschingelhörner in Flims ist wohl das berühmteste Felsfenster im UNESCO-Tektonikarena Sardona Gebiet. Das 22 Meter hohe und 19 Meter breite Dreieck ist aufgrund eines ganz besonderen Ereignis berühmt geworden: Jeweils am 12. und 13. März sowie am 30. September und 01. Oktober scheint die Sonne kurz vor dem Aufgang durch das Martinsloch direkt auf die Kirche vom dahinterliegenden Dorf Elm. Das Spektakel dauert nur wenige Minuten, danach verschwindet die Sonne hinter den Tschingelhörnern und geht dann auf. Dieses Ereignis zieht viele Besucher an, die das spektakuläre Schauspiel beobachten möchten.
Am vergangenen 3. Oktober stand das Martinsloch am Rande des Verschwindens. Ein massiver Felssturz am Grossen Tschingelhorn bedrohte nicht nur die umliegende Landschaft, sondern auch das ikonische Loch selbst. Das Ereignis scheint von niemandem unmittelbar bemerkt worden zu sein, aber der Berg sah plötzlich anders aus:
vorher nachher
Das tatsächliche Ausmass des Felsabbruchs ist noch nicht erfasst. Es dürften aber sicher mehr als 10'000 Kubikmeter Gestein sowohl auf die Glarner als auch auf die Bündner Seite ins Tal gestürzt sein. Menschen und Infrastruktur sind vom Felssturz nicht betroffen gewesen. Das Martinsloch selbst blieb unversehrt, doch die Nähe des Vorfalls zeigte, wie verletzlich solche Naturwunder sind.
Der Bereich schräg über dem Martinsloch am Grossen Tschingelhorn ist für seine hohe Steinschlagaktivität bekannt. Immer wieder auftretende Erdbeben in der Region könnten zur Auflockerung der Gesteine beitragen.
Im sagenumwobenen Martinsloch kreuzen sich zwei Schwächezonen: eine weiche, flach liegende, dunkle Mergelschicht und eine steil stehende Bruchfläche. In diesem Bereich konnte die Erosion die Kalksteine schneller abtragen, und es entstand das Martinsloch.
Der Felssturz am Tschingelhorn war ein Weckruf für alle, die die Schönheit der Natur schätzen. Das Martinsloch bleibt vorerst unversehrt, doch der Vorfall hat deutlich gemacht, wie schnell sich die Situation ändern kann. Es liegt an uns, die Wunder der Natur zu bewahren und gleichzeitig ihre Gefahren zu respektieren. Die Region bleibt ein faszinierendes Ziel, aber auch ein Ort, an dem Sicherheit und Respekt vor der Natur an erster Stelle stehen müssen.
Martinsloch von der Bündner Seite, Aquarell von Hans Conrad Escher, 22. Juli 1812
Viele Sagen ranken sich um die berühmte Felsformation. Die bekannteste ist jedoch die vom Schafhirten Martin, der auf der Elmer Seite seine Tiere hütete. Eines Tages griff ein Riese von Flims die Herde an und versuchte, einige Schafe zu stehlen. Doch Martin verteidigte seine Tiere tapfer und der Riese nahm Reissaus. Martin schleuderte dem Riesen seinen Hirtenstab hinterher, doch anstatt den Riesen traf der Stock die Tschingelhörner. Mächtiges Grollen und Poltern ertönte und eine mächtige Felslawine donnerte zu Tal. Als der Staub sich gelegt hatte und Ruhe eingekehrt war, war im Fels ein dreieckiges Loch zu sehen, das fortan Martinsloch genannt wurde.
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