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Drachensagen aus Glarus

Karen, eine engagierte Besucherin meiner Website, motivierte mich dazu, herauszufinden, ob es in Glarus Drachenlegenden gibt - und es gibt einige.


Das populäre westliche Bild eines Drachens als geflügelter, vierbeiniger und feuerspeiender Drache ist eine Erfindung des Hochmittelalters, die auf einer Zusammenführung früherer Drachenlegenden aus verschiedenen Überlieferungen beruht. In den westlichen Kulturen werden Drachen als Monster dargestellt, die gezähmt oder überwunden werden müssen, meist von Heiligen oder Helden, wie beispielsweise in der Volkslegende vom Heiligen Georg und dem Drachen. Man sagt ihnen oft nach, sie hätten Heißhungerattacken und leben in Höhlen, wo sie Schätze horten. Diese Drachen tauchen häufig in der westlichen Fantasy-Literatur auf, darunter The Hobbit von J.R.R. Tolkien, die Harry Potter-Serie von J.K. Rowling und A Song of Ice and Fire von George R.R. Martin.


Das Wort Drache kam Anfang des 13. Jahrhunderts aus dem altfranzösischen Dragon in die englische Sprache, der wiederum aus dem Lateinischen kommt: draconem bedeutet "riesige Schlange, Drache".


Drachenähnliche Kreaturen tauchen in nahezu allen Kulturen der Welt auf, auch in der Schweiz. Der bekannteste in der Schweiz ist der Drache von Beatenberg, wo der Mönch Beatus in den St. Beatus-Höhlen nahe dem Dorf Beatenberg gegen einen Drachen kämpfte. Aber auch Glarus hat seine Drachenlegenden: Eine über den Drachen aus dem Schwändital und die andere über den Drachen, der das Felsloch am Mürtschenstock verursacht hat.



Der Drache aus dem Schwändital


Unter den Glarner Sagen ist der Drache aus dem Schwändital eine der weniger bekannten. Im Schwändital oberhalb von Näfels wurde ein mysteriös leuchtender Drachenstein gefunden, Überreste eines Lebens- und Todeskampfes zwischen dem Raubritter Arved und einem Feuerdrachen.


Feuer und Rauch schnaubte der Drachen, der vor vielen Generationen das Schwändital bei Näfels unsicher machte. Die Bergbewohner verließen ihre Häuser und die Bauern ihre Hütten. Das Wildheu wurde überreif, weil kein Landwirt es wagte, nach oben zu gehen. Sogar die Jäger wichen dem verrufenen Tal aus. Obwohl ein hoher Preis für den Drachentöter ausgesetzt war, hatten bisher alle das Leben dem Geld vorgezogen.


Arved, ein armer Ritter, der seinen Ruf verloren hatte, hörte von der Not im Schwändital. Er beschloss, den Drachen zu bekämpfen, um seine Ehre durch diesen Erfolg wiederzuerlangen. Bewaffnet mit einem Schwert und einem von Dornen umschlossenen Stock verließ er das Dorf, begleitet von den Wünschen der Einheimischen.


Bald hatte er den gefährlichen Wurm entdeckt, der seine Kehle öffnete und Flammen und Funken spuckte. Aber der Ritter hielt den Stock mit den Dornen vor sich, eilte direkt zum Drachen und stopfte den Dornenstock in den Hals des Drachens. Dieses Essen war selbst für einen Drachen zu rau. Er drehte sich vor Angst um. Dann stand er auf, um den Springer anzugreifen. Aber der hatte auf sich selbst geachtet, packte sein Schwert und schnitt dem Monster den wilden Kopf ab.


Leider erhielt der Mutige den verdienten Preis nicht, denn ein Tropfen des Blutes des giftigen Drachens hatte ihn berührt, so dass er bald sterben musste. Ganz hinten im Schwändital wurde ein Gedenkstein für den unerschrockenen, fremden Ritter gesetzt, der heute nicht mehr zu sehen ist.




Das legendäre Felsloch am Mürtschenstock


Es war einmal ein Drache von enormer Stärke. Das Monster verweilte viele Jahrhunderte im Boden des nördlichen Glarus. Eines Tages - so die Legende - fand der Drache seinen Weg durch einen Krater oberhalb von Quinten. Sofort spreizte der Drache seine Flügel und schwang in Richtung Mürtschenstock. Da er es eilig hatte, bemühte sich der Drache nicht, um den Berg herum zu fliegen. Noch heute zeigt ein Loch die Stelle, an der sein Kopf den Felsen durchbohrt hat.

Felslöcher sind mystisch und seit jeher von Geschichten geprägt. Schon immer waren die Menschen von Felslöchern fasziniert. Vor allem, wenn die Sonne hindurchstrahlt. Eines der bekanntesten Schweizer Felslöcher ist das Elmer Martinsloch. Noch weniger bekannt ist das Loch in der Stocklochwand im Mürtschenstockmassiv auf dem Kerenzerberg. Dieses Loch ist 11 Meter hoch, 15 Meter breit und nach Norden geneigt. Zweimal im Jahr scheint die Sonne für jeweils vier Tage durch das Loch: ein magisches Ereignis für die Bergbewohner. Im Herbst wird die große Dunkelheit angekündigt, im Frühjahr das Erwachen aus dem Winterschlaf. In Mühlehorn erhellt die Sonne im November und Februar sogar die goldene Kugel des Kirchturms. Ein faszinierendes Naturschauspiel, nicht nur für Hobbyfotografen.







Die Italiener würden sagen: se non è vero, è ben trovato (auch wenn es nicht wahr ist, ist es eine gute Geschichte).

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