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SCHWANDEN

521 M.ü.M.

2481 Einwohner (am 1.1.2016)

Porträt

 

Das Dorf am Zusammenfluss von Linth und Sernf ist das Zentrum des Glarner Hinterlandes. Der Weiler Thon, an der erhöhten Westseite des Dorfes gelegen, ist noch in der alten Siedlungsstruktur erhalten und war bis 1876 ein autonomes Dorf. Der Freiberg Kärpf erhebt sich südlich von Schwanden. Es ist das älteste Jagdbanngebiet der Schweiz und wurde 1548 gegründet. Im Westen erstreckt sich die Gemeinde über die Guppenalp bis zum Vrenelisgärtli (2903 Meter über Meer).

 

Spärliche Funde aus der Gegend stammen aus keltischer und römischer Zeit. Der Name des Dorfes hat seinen Ursprung im althochdeutschen Wort swanta, das so etwas wie verschwinden bedeutet. Ähnlich wie bei den Namen des Ortsteils Rüti oder Grüt führt das Wort Schwanden zurück zur Waldrodung. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes stellt eine Urkunde dar, die auf das Jahr 1240 datiert wurde. Ein Henricus de Swando erscheint darin als Zeuge. Seine freiherrschaftliche Familie beanspruchte wahrscheinlich die Burg Benzingen, die auf der Moräne am Nordeingang des Dorfes stand. Auf jeden Fall wurde die Burg im 13. Jahrhundert erbaut und nach einigen Jahrzehnten evakuiert. Nach Ägidius Tschudi Schriften "Chronicon Helveticum" fiel die Burg Benzingen 1298 von den Österreichern zusammen mit der Burg Sola bei Mitlödi in den Besitz von Baron Burkhard von Schwanden. 1304 führte ein Baron Burkhard von Schwanden in seinem Siegel einen stehenden Schwan. Haben wir hier den Ursprung des Gemeindewappens vor uns? Jedenfalls trugen andere Mitglieder desselben edlen Clans mit nachgewiesenen engen Kontakten zum Linthtal zwei Schwanenhälse als Wappen, so die Grafen von Rapperswil. Der Backsteinbau des ältesten erhaltenen Hauses, des Turehuus in Thon, stammt aus der gleichen Zeit.

 

Schwanden war Ende des 15. bis 18. Jahrhunderts ein sogenannter großer Tagwen. Eine Brunnenfigur mit erhobener Hand des Eides erinnert in der "Landsgemeindehoschet" daran, dass zwischen 1448-1623 (manchmal im Däniberg) die ordentliche Landsgemeinde in Schwanden und von 1623-1837 diejenige der Protestanten abgehalten wurde, jeweils eine Woche bevor die gemeinsame mit den Katholiken in Glarus stattfand. 1757 wurde für die Protestanten in Schwanden der Pulverturm, heute ein Heimatmuseum, gebaut. Ein Zeichen dafür, dass sektiererische Konflikte aufflammten.

 

Schwanden gehörte früher zur Kirchgemeinde Glarus. 1349 baute Schwanden eine eigene Kirche, die vorerst eine Außenstelle von Glarus war. Ab 1528 wurde die Kirche sowohl von den Katholiken als auch von den Protestanten genutzt. Allerdings wurde 1558 die Messe abgeschafft. Seit der frühen Neuzeit gehörten die Dörfer Sool und Schwändi, die den Wahltagwen Mitlödi angehörten, sowie Haslen (einschließlich Leu und Zusingen), die zum Wahltagwen Betschwanden gehörten, sowie Nidfurn und Luchsingen (bis 1752), zur evangelischen Gemeinde Schwanden. 1753 wurde die alte Kirche von den Brüdern Jacob und Hans Ulrich Grubenmann wesentlich erweitert. 1895 weihten die Katholiken ihre neu gebaute Kirche ein, die sie 1973 durch einen Neubau ersetzten.

 

Unmittelbar südlich der reformierten Kirche muss der ursprüngliche Kern des Dorfes gelegen haben. Das älteste Blockgebäude der Gemeinde und des Kantons Glarus aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit prächtigen Wandmalereien ist das Rysläuferhus (heute Museum) am Weibelplatz in Schwanden. Das Söldnergeschäft spielte im Dorf eine wichtige Rolle, neben der Produktion und dem Export von Waffen sowie dem Handel mit Tee oder Ziger (einheimischer grüner Käse).

 

Bereits im 14. Jahrhundert hatte die Viehzucht an Bedeutung gewonnen. Pferde und Kühe wurden in Schwanden gezüchtet und nach Zürich und später vor allem nach Norditalien verkauft. Zahlreiche große Steinhäuser zeugen von dem Reichtum, der den führenden Schwandener Familien im späten Mittelalter durch den Handel und das Söldnergeschäft eingebracht wurde: Das Rothaus (erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts), das Hoschethaus (1545) oder das obere Blumerhaus (1558).

 

1525 wurde am Guppen eine Eisenerzfabrik eröffnet, die nach etwa 30 Jahren aufgegeben wurde. Im 17. Jahrhundert webten die Schwandener vor allem halbwollene Stoffe, sogenannte Mäzzen, fertigten Schiefertafeln und -platten und handelten mit Wollstrümpfen und Mützen. Eine Färberei wurde 1680 gebaut. Im Jahr 1701 wurden 278 evangelische Schwandener Männer gezählt. 1740 führte Peter Blumer die Baumwollspinnerei auf Basis des Verlagssystems ein. Rund 25 Jahre später zählte Schwanden bereits rund 1150 Einwohner.

 

1799 führten die sich zurückziehenden Russen und Österreicher unter General Suworow heftige Schlachten mit den nachfolgenden französischen Truppen in Schwanden und Sool. Nach den Kriegswirren begann die Industrialisierung zwischen 1820 und 1830 mit der Gründung einer Spinnerei, der späteren Textil AG (bis 1989 bestehend), der Textildruckerei Blumer (bis 1980 bestehend) sowie einer Rotfärberei und Druckerei der Unternehmerfamilie Tschudi im Herren. Dazu wurde die noch bestehende Brauerei Adler gegründet. Schließlich wurde im 19. Jahrhundert am Nordrand der Stadt ein Kalkofen gebaut. So zeugen das Gemeindehaus und eine ehemalige Fabrikantenvilla vom Reichtum der Textilindustrie. Bis zum Jahr 1850 war die Einwohnerzahl von Schwanden auf fast 2300 gestiegen, 50 Jahre später waren es sogar etwas unter 2400.

 

In den 1830er Jahren entstanden mehrere städtische Einrichtungen, so 1830 das Sekundarschulwesen, ab 1838 mit einem eigenen Schulhaus und 1834 eine städtische Sparkasse. Ein zweites Schulhaus wurde 1896 gebaut. Ende 1839 zeichneten 200 Einwohner Anteile einer Bäckerei. 1853 wurde eine betriebliche Pensionskasse für die Arbeiter und Angestellten der Textildruckereien eingerichtet. Um die Einführung des kantonalen Fabrikationsgesetzes (1864) zu beschleunigen, wurde 1863 in Schwanden der erste Fabrikarbeiterverband des Kantons gegründet. 1864 gründete der Textilfabrikant Jean Jenny-Riffel in Schwanden die erste Schweizer Konsumgenossenschaft.

 

1879 wurde Schwanden an die Nordostbahn angeschlossen. Eduard Blumer (1848-1925), war einer der wichtigsten Schwandener. Er war 38 Jahre Landammann in Glarus, zugleich Nationalratspräsident und Ständerat. Während seiner Regierung im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts stimmten die Schwandener Bürger drei großen öffentlichen Projekten zu: dem Guppenschacht (1891-1904), der Errichtung einer Wasserversorgungsanlage (1893) und dem Bau des Kraftwerks am Niederenbach (1897). Seit 1929 arbeitet sie eng mit den damals gegründeten Kraftwerken Sernf-Niederenbach AG zusammen, die in den 1930er Jahren den Damm für den Stausee von Garichte auf Mettmen gebaut hat. 1905 nahm die elektrische Sernftalbahn ihren Betrieb zwischen Schwanden und Elm auf (1969 wurde sie durch einen Busbetrieb ersetzt). Die Therma AG, eine Fabrik für elektrische Geräte, bestand seit 1907, musste aber vor ein paar Jahren ihren Betrieb einstellen. Im Industriegebiet Tschachen wurden in den letzten Jahren Produktionsstätten für Kunststoffe, Metallprodukte und Stahlbau errichtet. Anfang der 1960er Jahre lebten über 3000 Menschen im Dorf. Darüber hinaus wurde eine Druckerei und eine Fabrik für die Schilfproduktion gebaut. 

 

Regional bedeutsame Bauwerke wie das Alten- und Pflegeheim, das Oberstufenschulhaus, das Schwimmbad an der Linth und weitere Sportanlagen setzen neue Akzente. Wichtige Aufgaben für die Gemeinde sind die Erhaltung der ausgedehnten Bergwälder (schwere Sturmschäden 1990).

 

Im Jahr 2011 wurde die Gemeindestruktur des Kantons Glarus neu organisiert und Schwanden wurde Teil der neuen Verwaltungsgemeinschaft Glarus Süd.

 

Die Evangelische Kirche von Schwanden

(erbaut 1349 / restauriert 1753)

Der Friedhof von Schwanden mit Glärnisch und Vorder Glärnisch im Hintergrund

Familien aus Schwanden

 

Aebli

Blesi

Blumer

Bühler

Böniger

Elmer

Feldmann

Fluri

Hefti

Jenny

Knecht

Knobel

Kundert

Laager

Luchsinger

Pfändler

Schmid

Streiff

Triet

Tschudi

Warth

Wichser

Stäger

Wild

Zopfi

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