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RÜTI

625 M.ü.M.

414 Einwohner (am 1.1.2016)

Porträt

Das historische Straßen- und Brückendorf im hinteren Grosstal liegt auf der rechten Seite der Linth und nördlich des Durnagels. Um 1340 erscheint der Name Rüti zum ersten Mal in schriftlicher Form. Es bedeutet Rodung oder Rückgewinnung von Land.

 

Bis 1836 gründete Rüti zusammen mit der Linthaler Ennetlinth einen sogenannten Wahltagwen. Die Verbindung war die Brücke, die 1388 erstmals erwähnt wurde und die älteste Linthbrücke in Glarus ist. Reste des mittelalterlichen Wohnturms wurden im Haus "Spielhof" auf dem gleichnamigen Platz gefunden. Erst 1939 wurde Rüti vom ehemals großen Alpengebiet Braunwald getrennt. Rüti gehörte zusammen mit Braunwald und Linthal zu einem Bezirk.

 

Rüti gehörte zuerst zur Kirchgemeinde Glarus und ab etwa 1300 zur Kirchgemeinde Betschwanden. Seit der Reformation 1528 ist die Mehrheit der Bürger protestantisch.

 

Die Landwirtschaft und die alpine Berglandwirtschaft waren im 19. Jahrhundert die Haupteinnahmequelle. Ende des 17. Jahrhunderts zählte die Bevölkerung etwa 250 Personen. Dann entstand die Baumwoll-Handspinnerei. Dessen Rückgang und der Bevölkerungszuwachs führten jedoch um 1770 zur Verarmung. 1837 gab es doch noch über 800 Dorfbewohner. Die Baumwollspinnerei im Sätliboden, die 1846 von den beiden lokalen Unternehmern Becker und Milt eröffnet wurde, befand sich zwischen 1979 und 2002 im Besitz eines Griechen und musste dann als letzter Industriebetrieb im Dorf schließen. 1856 kauften die Gründer die Wasserrechte für die Linth und den Marglenbach und Anfang des 20. Jahrhunderts beantragte die Gemeinde Rüti die Genehmigung für das Quellwassernutzung aus der Marglenquelle.

 

Seit 1856 gab es auch die "Industrielle Versorgungsanstalt" in einem Haus neben der Fabrik. Es war ein Heim für bedürftige Burschen und Mädchen ab neun Jahren. Unter der Aufsicht von katholischen Schwestern wurden die Kinder während 12 Stunden Fabrikarbeit pro Tag unterrichtet! An zwei halben Tagen in der Woche unterrichtete auch der Pfarrer von Linthal die Arbeiternachkommen in schulischen und religiösen Angelegenheiten. 1897 übernahm die neue Firma Schuler dieses Institut. Ende der 1970er Jahre wurde das Schicksal besiegelt, nachdem das Unternehmen wieder den Besitzer gewechselt hatte.

 

Die ehemalige Wollfabrik im Tschächli, 1850 von den Brüdern Hefti aus Hätzingen erbaut, verarbeitete zwischen 1982 und 2002 Kunststoffgarne zu Strukturgarnen für die Automobilindustrie. Im Jahr 1900 zogen die beiden Textilfabriken viele ausländische Arbeiter an. Noch heute hat die Gemeinde mit rund 35% den höchsten Ausländeranteil im Kanton. Im Jahr 1980 arbeiteten etwa vier Fünftel der Arbeitskräfte im Industriesektor. 1930 wurden in Rüti über 1000 Personen offiziell registriert, aber schon 1941 waren es nur 670 und 1990 504 und heute hat Rüti nur noch etwa 410 angemeldete Einwohner. Seit Mitte der 90er Jahre verschlechterte sich die finanzielle Situation der Gemeinde und das Dorf war auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen.

 

Nicht nur Kosten, sondern auch Schäden verursachten zerstörerische Naturkräfte in der Geschichte des Dorfes. Fünf Holzfäller aus Rüti starben am 5. Februar 1891, als sie im Bereich der Schütti-Schlucht von einer Lawine weggefegt wurden, die sich im Saasberg gelöst hatte. Ein Grabstein auf dem Betschwandener Friedhof erinnert an diesen Unfall. Die große Durnagel-Katastrophe am 24. August 1944 forderte glücklicherweise kein Menschenleben. Der Bergbach überflutete die Ebene zwischen Rüti und Linthal nach einem Gewitter mit einer halben Million Kubikmeter Schutt. Wälder, Felder und Wiesen wurden zerstört, die Maschinenhallen des Schuler-Werks und der Wohnräume wurden überflutet und die Bahnstrecke unterbrochen. Heute ist der Durnagelbach gebändigt. Von 1947 bis 1992 wurde der Bach mit 82 Schleusen und sechzigtausend Tonnen Beton verbaut. Weniger schwerwiegend waren die Schäden durch die Überflutung der Schüttenbachs (z.B. 1953 und 1983). Andererseits verursachten der von Braunwald kommende Erdrutsch Bätschen und Murgänge in der Wüechtenschlucht Ende Februar 1999 große Schäden, vor allem im Bereich der alten Brücke. Im Jahr 2001 wurde eine Sanierung der Brücke beschlossen.

 

Heute verläuft die Hauptstraße außerhalb des Kerndorfes. Die lokalen Holzblockbauten mit ihren reich verzierten Dacheinfassungen genießen den Schutz der Landesregierung. Das Spielhofhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert hat eine spätgotische, geschnitzte Decke, die unter anderem ein Fridolin-Wappen zeigt. An diesem Ort wurde die Gerichtsbarkeit ausgeübt und der Wegezoll erhoben. Der Spielhof-Platz diente in der Frühen Neuzeit als Ort für militärische Musikaufführungen und Präsentation der Waffen für das gesamte hintere Glarner Tal. Die Tatsache, dass im 17. Jahrhundert im Dorf auf Kosten des Staates ein Schießstand unterhalten wurde, dokumentiert die Bedeutung dieses Ortes.

 

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verschwand der Familienname Kloter in Rüti. Seit 1395 ist die Familie im Tal dokumentiert und gehörte höchstwahrscheinlich zu einer ländlichen Führungsschicht, die mit Zürich verbunden war. Im Jahr 1692 lebten elf Familienmitglieder in Rüti. Der Begriff Klotersegg für ein Waldgebiet auf der Priesterrinne erinnert daran, ebenso wie der sogenannte Kloterstein unter dem Saasberg. In diesen Stein sind der Name von Jacob Kloter und das Jahr 1656 eingraviert.

 

1823 fand in Rüti zum ersten Mal der Schulunterricht statt. Als Klassenzimmer diente ein Raum im Brugghaus. Im Jahr 1834 baute das Dorf ein eigenes Schulhaus. Zehn Jahre später wurde Fridolin Vögeli zum Schulmeister gewählt. Er diente mehr als vier Jahrzehnte und war der Gründer einer gleichnamigen Lehrerdynastie. In den 1920er Jahren wurde das Schulhaus erweitert und erhielt sein heutiges Erscheinungsbild. Die Sekundarschüler besuchten die 1865 erbaute Schule in Linthal.

 

1990 erstellte die Gemeinde eine Mehrzweckhalle, die das Vereinsleben in Rüti fördert.

 

Im Jahr 2011 wurde die Gemeindestruktur des Kantons Glarus neu organisiert und Rüti wurde Teil der neuen Verwaltungsgemeinschaft Glarus Süd.

Familien aus Rüti

Elmer

Heiz

Kundert

Meier

Schindler

Schuler

Vögeli

Wichser

Zürcher

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