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Mitlödi

504 M.ü.M.

1005 Einwohner (am 1.1.2016)

Porträt

 

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Geschichte von Mitlödi an die Lage des Dorfes, am südlich gelegenen Sonnenhang, auf halbem Weg zwischen den öden Runsen auf dem gleichen prähistorischen Erdrutschgelände wie Schwändi und Sool, gebunden. Noch 1625 floss die Hanslirunse durch die Geissgasse. Die Auskleidung der Guppenrunse wurde 1904 nach schweren, immer wiederkehrenden Verwüstungen, fertiggestellt. Wichtig für die Siedlung war die Trinkwasserentnahme, sowie zu einem späteren Zeitpunkt die Situation an der Brücke. Außerdem wird das Dorf von der Linth in zwei Hälften geteilt und zerfällt in den Dorfteil Ennetlinth am rechten Ufer und dem eigentlichen Dorf.

 

Die Ruine der Burg Sola befindet sich auf einem Hügel nördlich von Sool. Sie war im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert bewohnt und wurde wahrscheinlich um 1250 verlassen. Laut Ägidius Tschudi-Schriften "Chronicon Helveticum" wurde sie 1298 von den Österreichern als Besitz des Barons Burkhard von Schwanden zusammen mit der Burg Benzingen zerstört.

 

Nach dem habsburgischen Urbarium (um 1300 geschrieben) gab es an der Stelle des heutigen Dorfes drei Weiler: Obermitlödi (vielleicht Schwändi), Niedermitlödi und Horgenberg. Die Klostertreppe erinnert an die Zeit vor 1395, als das Dorf an das Kloster Säckingen und die Herrschaft Habsburg Steuern zahlen musste: vier Malter (Hafermasse) und ein Malter (Gerstenmasse), eine Kuh und wenn möglich mindestens sieben Schafe und Geld.

 

Mitte des 15. Jahrhunderts entsandte das Dorf den einzigen Landammann seiner Geschichte, Konrad Rietler. Und 1527 war Mitlödi einst Landsgemeindeort. Mitlödi gehörte bis 1725 zur Glarner Kirche und war ab 1528 meist protestantisch.

 

Der Grundpfeiler der Gemeinde waren von Anfang an die sogenannten Allmeinden. Die Gründung so genannter Tagwen (Genossenschaften) musste bei der ständigen Bedrohung durch die Schluchten und durch das Hochwasser der Linth besonders wichtig sein. Als älteste Genossenschaften gelten der Tagwentschachen und der Fadenwald. Sieben weitere Allmeinden wurden zwischen 1603 und 1785 gekauft. Bis 1769 besaß Mitödi gemeinsam mit Sool und Schwändi Wald, Ziegenwiese und Heurechte. Dies zeigt sich heute an dem sogenannten Wahltagwen, der alle drei Gemeinden (Mitlödi, Sool und Schwändi) umfasst, während Mitlödi selbst einen sogenannten Verwaltungstagwen darstellt.

 

1725 war der Bau einer eigenen Kirche ein wichtiger Meilenstein für die Gemeinde. Die 230 evangelischen Tagwenbürger gaben damals das Recht an die 40 weniger legitimierten sogenannten Hintersassen, in Kirchen-, Bildungs- und Hilfsangelegenheiten mitentscheiden zu können. Die Katholiken blieben bis 1895 bei der Kirchgemeinde Glarus, danach gehörten sie zur katholischen Kirche von Schwanden (seit 1951 haben sie eine Kapelle in Mitlödi).

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sorgte der Export von Schiefertischen und die Watteproduktion für eine wirtschaftliche Erholung des Dorfes.

 

Nach einem Brand in der Kirche baute Hans Ulrich Grubenmann 1752 den schlanken Helm auf der Kirchturmspitze und sieben Jahre später baute einer seiner Baumeister das Haus für den Schiffmeister Fridolin Wild mit seinen dekorativen Malereien an der Fassade (Schiffmeisterhaus). Eine weitere Verschönerung des Dorfes brachte 1773 der Kirch- oder Schäflibrunnen, der 1939 zum Dorfwappen wurde.

 

1761 wurde ein Schulgut gespendet und ab 1771 verfügte der evangelische Teil der Bürger über eine eigene Schule, die 1859 auch katholische Kinder aufnahm. Um 1800 gab es vorübergehend eine katholische Schule.

 

1799 war ein wirklich schlechtes Jahr, in dem französische und kaiserliche Truppen in und um Mitlödi kämpften. Die Besetzung von Suvorovs Truppen bildete den Höhepunkt dieser üblen Zeit. Die schrecklichen Jahre nach dem Krieg, ohne Arbeit und Einkommen und unter schwierigen klimatischen Bedingungen bis 1816/17, zwang die Bevölkerung die Armut mit neuen Mitteln zu bekämpfen. Solche Lernprozesse waren nicht ohne Konflikte, wie Streitigkeiten zwischen Mitlödi und dem evangelischen Pfarrer Andreas Tschudi zeigen (im Amt zwischen 1801-1808).

 

Einige schöne Empire-Häuser von lokalen Händlern zeigen, dass sich die Bedingungen um 1830 gewandelt hatten. Zu dieser Zeit verlor das Dorf sein ländliches Aussehen. Das 1841 großzügig errichtete alte Schulhaus dokumentierte den neuen Wohlstand und den Eifer der Gemeinde, nicht zurückzubleiben. Mitte des Jahrhunderts war die Einwohnerzahl von Mitlödi auf etwa 650 gestiegen.

 

1856/57 nahm die Yasmas Textildruckerei Trümpy ihre Arbeit auf und schuf innerhalb von 10 Jahren Arbeitsplätze für mehr als 390 Fabrikarbeiter. Nach 1893 wurde die Fabrik in eine Siebdruckerei umgewandelt und blieb als solche - mit deutlichen Einbrüchen nach 1930 - bis heute erhalten. Doch in jüngster Zeit wurde die Fabrik geschickt diversifiziert. Das beeindruckende Fabrikantenschloss Waldegg auf dem Weg nach Sool zeugt von der Macht und dem Selbstverständnis des Fabrikanten um 1900. In den letzten Jahrzehnten sind immer mehr Unternehmen nach Mitlödi gekommen. Dazu gehören die protochemische Industrie für pharmazeutische und kosmetische Produkte, eine Werkzeug- und Maschinenfabrik, eine Speiseölfabrik und eine Fabrik zur Herstellung von Radios. Seit 1999 führt auch eine Erdgasleitung durch Mitlödi.

 

Neue Siedlungen in Hinterdorf werden dafür sorgen, dass sich die Gemeinde mit ihren rund 1000 Einwohnern keine Sorgen um die Zukunft machen muss.

 

Im Jahr 2011 wurde die Gemeindestruktur des Kantons Glarus neu organisiert und Mitlödi wurde Teil der neuen Verwaltungsgemeinschaft Glarus Süd.

 

Die Barockkirche von Mitlödi

(gebaut 1725)

Der Friedhof von Mitlödi mit dem Vorder Glärnisch im Hintergrund

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