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Engi

847 M.ü.M.

605 Einwohner (am 1.1.2016)

Porträt

 

Das Dorf wurde am Ende des Mülibachtals besiedelt. Sie besteht aus den Teilen Vorderdorf (ehemals "hinter dem Bach"), Dörfli und Hinterdorf (zusammen einmal "Engi vor dem Bach"). Das 1972 abgerissene "Ratsherrenhaus" im "Bergen" wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert erbaut. In der Mitte des folgenden Jahrhunderts erscheint der Ortsname "ze engi". Der Name Engi stammt entweder von einem Ausdruck für einen Durchgang am Fluss Sernf oder von dem Begriff "Anger" mit der Bedeutung Wiese.

 

Die Dörfer Engi und Matt waren Teil des Wahltagwen Matt. Aus dem Jahr 1582 ist für dieses Wahltagwen ein Mannschaftsrodel mit Bewaffnung erhalten. Im Jahr 1621 waren die Matter zudem verpflichtet, Engi nach einer Lawine zu helfen. So begrub die Fittern-Lawine 1738 das Haus von Hans Baumgartner, zehn Menschen starben. Im Jahre 1828 wurde die Mühlebach Kooperation erwähnt. Der schlimmste Teil dieses Baches wütete am 15. Juni 1910. Nach dem Lawinenwinter 1998/99 war die Gemeinde auf Personal und Ausrüstung der Schweizer Armee angewiesen. 1843/44 kaufte der Tagwen die Alp Mühlebach von der Kirchengemeinde sowie von Privatpersonen für rund 60'000 Gulden oder rund 90'000 Schweizer Franken. Das Kraftwerk der Sernftalbahn (1905-1969) befand sich im "Wyer" in einer ehemaligen Seidentrocknungskammer. 

 

Seit 1273 gehörte Engi zur Kirchegemeinde Matt. Vielleicht existierte später, im "Mattbrunnen", ein kleines Frauenkloster. Im Jahre 1528 kam es zur Reformation. Auf dem Gut "Friedhof" zwischen der Speichen- und Fittern-Schlucht sollte wahrscheinlich in der Frühneuzeit eine Kirche gebaut werden. Erst 1984 wurde eine katholische Kapelle eingeweiht, nachdem die Messe in einer Kapelle im Mädchenheim abgehalten wurde, die 1869 von der Spinnerei Sernftal gekauft wurde. Die reformierte Kirchengemeinde Matt-Engi besaß bis 1832 einen großen Teil der Wälder und war bis Mitte des 20. Jahrhunderts Eigentümerin der Wildheufelder. 1857 beschloss Engi, eine eigene Sparkasse zu gründen, die in die heutige Sparkasse Sernftal umgewandelt wurde.

 

Seit dem späten Mittelalter war die Viehzucht der wichtigste Wirtschaftszweig. 1408 wird der Kauf der Gandalp vom Land Glarus zur Nutzung eines Gemeindegebietes durch die Tagwanlüt [....] ze Engi (Bürger von Engi) dokumentiert. In der Alpurkunde Mühlebach aus dem Jahr 1416 besaß die Kirchengemeinde Arth (Kanton Zug) beachtliche 160 Rinderrechte. Die 1460 erwähnte Engibrücke war ein wichtiger Transit für den Talverkehr. Das 1525 urkundlich erwähnte "Wydenhaus" war ein Rasthaus, von dem noch heute ein Maueranker mit Haken und Ring für Pferde existiert.

 

Spätestens ab dem 16. Jahrhundert (bis 1961) wurde Schiefer auf dem "Landesplattenberg" abgebaut, der 1833 von Glarus übernommen wurde. Untersuchungen sollen klären, ob der in der römischen Villa in Kloten/Zürich gefundene Schiefer aus dem Serntal stammt. Im Jahr 1837 waren in Engi mehr als 200 Personen in dieser Mine beschäftigt. Zusätzlich unterhielt zwischen 1858 und 1906 eine Schieferbaufirma auf der rechten Talseite ("Ringgengebiet") einen Schieferbruch. Südlich des Plattenbergs, am Schwarzkopf, erfolgte von 1874 bis 1901 der Abbau des Sernftaler Marmors in einem Gebiet, das vom Tagwen Engi gepachtet worden war. Der schwarze Schild im Dorfaufsatz erinnert noch heute an dieses Produkt.

 

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sowohl eine Stanz- als auch eine Sägemaschine erwähnt. Auf der Alp Mühlenbach (im Gebiet "Wissmilen"!) wurde im 19. Jahrhundert nach Gips gegraben, der nach Zürich exportiert wurde. Im Jahre 1777 zählte das Dorf 267 männliche Bürger. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blühte die Baumwollhandwerkskunst auf. Ihre Krise und die Kartoffelkrankheit führten ab 1845 zu einer Auswanderungswelle, insbesondere nach Amerika. 1855 galt Engi als "Bettlergemeinschaft". Damals lebten etwa 1200 Menschen in Engi. Seit 1847 hat sich die Textilindustrie etabliert. Damals entstand in "Hinterdorf" eine Weberei. 1857 eröffnete die Firma Trümpy & Co. in der "Wyer" eine Seidenweberei, die 1875 von der elf Jahre zuvor von Leonhard Blumer gegründeten "Weberei Sernfthal" erworben wurde. Heute befindet sie sich im Besitz der "Weseta Textil AG" (Frottierwarenproduktion). 1897 kaufte das Unternehmen auch das Gelände der 1891 abgebrannten Weberei im Hinterdorf und errichtete ein Gebäude für 150 Webstühle. Im Jahr 1920 lebten aufgrund dieser Entwicklung 1259 Einwohner in Engi. 1972 wurde die Weberei im Hinterdorf eingestellt. Seit 1985 wird das Gebäude von der Techno AG genutzt, die Werbetafeln herstellt.

 

1890 wurde in der "Au" eine "Geissgadenstadt" gebaut, die 120 Ställe für 600 bis 800 Ziegen enthielt. 1971 wurde die Herde aufgehoben. Engi ist heute Sitz von zwei Transportunternehmen und Standort der Kläranlage des Kleintals. Ende des 20. Jahrhunderts zählte die Bevölkerung etwa 700 Einwohner.

 

Um 1605 versprach Glarus der Kirche Matt-Engi eine jährliche Vergütung für die Schule. Bis 1779 gehörte Engi zur Schulgemeinschaft Matt, dann gründete sie eine eigene Schule an der Rigigigasse. Das 1832 auf Initiative des Matter Pfarrers Jakob Heer erbaute Schulhaus ist von kunsthistorischem Wert. Im Jahr 1876 wurde das neue Schulgebäude eröffnet. Seit 1981 bildet Engi mit dem südlichen Nachbarort Matt wieder eine Schulgemeinschaft.

 

Die touristische Nutzung von Engi geht mindestens auf das Jahr 1581 zurück. Damals wurde das Mattlaui-Bad erwähnt, das 1762 von einem "großen Wasser" verschüttet werden sollte. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde für kurze Zeit ein Stausee als Schwimmbad genutzt, das die Sernf-Niedernbach Kraftwerke AG 1931 fertiggestellt hatte.

 

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts reiste ein Junker Zoller nach Plattenberg. 1994 wurde die Stiftung "Landesplattenberg Engi" mit dem Ziel gegründet, das alte Bergwerk mit Führungen, einem Museum sowie einem Bildungsweg für die Öffentlichkeit zu öffnen.

 

Seit fast 300 Jahren ist der Plattenberg auch Gegenstand geologischer und paläontologischer Forschungen über versteinerte, rund 35 Millionen Jahre alte Fische, Vögel und Schildkröten. In dieser wissenschaftlichen Tradition beherbergt Engi seit 2003 die wissenschaftliche Sammlung des Kantons. Bereits 1995 wurde der Ortsgeschichtsverein Engi gegründet.

Familien aus Engi

 

Altmann

Baumgartner

Blumer

Bräm

Giger / Geiger

Hämmerli

Luchsinger

Marti

Wyss

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